Die Kirchenfenster
Die Fenster im Kirchenschiff
Bericht zu den Kirchenfenstern von Pfarrer Albert Kraus, ehemaliger Pfarrer von Altrip
Kirchenfenster 1979
Seit vielen Jahren bewegte mich immer wieder die Frage: Wie kann man in diese leere farblose Kirche etwas mehr Freude bringen? Die Einfachheit unseres Kirchenraumes entfaltet seine Schönheit bei der Liturgie. Aber eine Kirche sollte auch ohne Liturgische Handlung etwas sagen.
Eine Möglichkeit den Raum sprechen zu lassen war zweifellos die Gestaltung der Kirchenfenster. Dieser Gedanke beschäftigte mich viele Jahre, aber seine Ausführung stand nicht zur Diskussion, weil kein Geld in Sicht war. Wegen des Geldmangels suchte ich Teillösungen !
- Erste Überlegung :
wenigstens die Chorfenster bunt gestalten. Dagegen stand: das Chor würde dunkel, und die Buntscheiben wären von der Gemeinde nicht zu sehen. - Eine zweite Überlegung:
vom Altar aus schaute ich immer in eine völlig farblose Welt.
Und so nahm ich mir vor die 3 kleinen Fenster an der Rückwand der Kirche gestalten zu lassen. 1976 wurde uns aber der Zustand aller Kirchenfenster bewusst:
- Sie hatten keine Rahmen.
- Das Glas endete im Speis bzw. in der Luft, so dass bis zu 3 cm Leeraum war zwischen Glas und Mauer.
- Die Verbleiung der 10 x20 cm großen Kathedralglasscheiben war so schlecht , dass der Regen durch kam.
Das Bischöfliche Bauamt war der Meinung, dass die Kirche Fenster mit Rahmen und Doppelglas haben müsse: die vorhandenen verbleiten Gläser und eine ganze Glasscheibe. 1977 wurden die Fenster ausgeschrieben. Die Frage nach der Bausubstanz stand so sehr im Vordergrund dass Fragen nach dem schönen oder gar Künstlerischen ganz aus den Überlegungen verschwunden war. Es war mir selbst eine Überraschung, als mir plötzlich der Gedanke kam: Farbfenster- jetzt oder nie!
Welcher Künstler kam in Frage? Wer sollte bezahlen?
In früheren Jahren (um 1970) hatte ich schon Kontakt und Gespräche gepflegt mit Künstlern, die solche Arbeiten machten.
Ich war jedoch nicht restlos überzeugt. Dann war ich zum Besuch beim Erzbischöflichen Baudirektor Heß, früheres Mitglied unseres Pfarrgemeinderates. Bei ihm hing ein kunstvoll gestaltetes Glasbild, das mich auf den ersten Blick faszinierte. Dieses Bild hat mich wirklich elektrisiert. Ich fragte nach dem Namen des Künstlers und bekam die Adresse: Valentin Feuerstein, Neckarsteinach. Noch nicht wissend, wie bekannt und begehrt der Mann ist, wusste ich aber: der wird unsere Fenster machen!
Als ich Herrn Feuerstein zum ersten Mal besuchte, hatte wir offenbar gleich Sympathie füreinander. Er sagte zu, sich Gedanken zu machen, auf Grund unserer Situation: kein Geld! Die hinteren drei kleinen Fenster sollten ja ganz gestaltet werden.
Die 8 Fenster 100x 250 des Kirchenschiffes, machten in unseren Überlegungen vom Punkt 0 aus folgenden Weg. Ein Fenster:
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| Werkstattkosten (ohne Künstler) |
1. | Nur Borte farbig | 1212,50 DM |
2. | Borde farbig ein Medaillon | 1800 DM |
3. | Freie figürliche Aufteilung, etwas ätzen und malen | 2150 DM |
4. | Freie Figürliche Gestaltung ätzen und Malen | 2212,50 DM |
Nach vielen und langen Überlegungen und Rechnereien entschieden wir uns für Nr. 4.
Domkapitular Sedlmair war von den Feuerstein- Entwürfen so angetan, dass er mir spontan „die Hälfte“ der Kosten versprach. Am Ende war dann zu zahlen:
Karlsruher Glaskunstwerkstätten: 23533,40 DM.
Herr Feuerstein war sehr großzügig ! Wohl aus persönlicher Sympathie. Auch waren das seine ersten Fenster im Bistum Speyer. Als wir endlich den Umfang und die Kosten der angestrebten Lösung kannten, mussten die Themen für die Fenster gefunden werden.
Nach dem Weißen Sonntag 1978 fuhr ich für eine Woche an den Lago Maggiore, blätterte dort konzentriert im Neuen Testament und schrieb die Themen so auf wie sie dann auch ausgeführt wurden:
Linke Seite, von hinten nach vorn (vorösterlich):
- Berufung (Petrus)
- Heilung (Blinder)
- Vergebung (Zachäus-Maria Magdalena)
- Fußwaschung (Nähe Tabernakel und Kreuz)
Rechte Seite, von vorn und hinten (nachösterlich):
- Begegnung mit dem Auferstandenen (Maria im Garten – Visio)
(Thomas-Intellectus) - Das Wie dieser Begegnung (Emmaus Jünger)
(Wort und Sakrament) - Heiliger Geist (Pfingsten)
- Weltkirche (Paulus)
Die 8 Fenster wurden nicht voll ausgemalt. Aus drei Gründen:
- Die Kirche sollte nicht zu dunkel werden.
- Dem etwas steifen Kirchenraum tun aufgelockerte Formen gut
- Geld
Die 6 Fenster im Chor blieben und wurden mit einer Vorscheibe versehen, bzw. 1 Fenster wurde ersetzt, damit im Chor Lüftung möglich ist.
Die hinteren 3 Fenster am Taufstein haben zum Thema:
- Rettung am Schilfmeer
- Taufe Jesu
- Nachtgespräch Nikodemus-Jesus.
Bis in alle Details der Fenster habe ich mich oft mit Herrn Feuerstein unterhalten. Er ist ein Mann, der in der Bibel zu Hause ist und etwas versteht vom hintergründigen der Welt, der Menschen und der Bibel. In diesen langen Gesprächen ist Freundschaft gewachsen.
Die Blei / Glas / Arbeiten führten die Karlsruher Glaskunstwerkstätten aus (alle Gläser mundgeblasen).
Als Herr Feuerstein dort ätze und malte, fuhr ich jede Woche einmal nach Karlsruhe, um die Entstehung der Fenster ganz mit zu verfolgen. Ein Jahr nur normales Scheibenglas in der Kirche(im Juni 1978 wurden die neuen Fensterrahmen mit Normalglas eingesetzt), das war den Leuten langsam genug. Oft wurde ich gefragt, wann endlich die Fenster kommen. Zum Patronatsfest Peter und Paul 1979 war es dann endlich soweit. 1979, im Jahr des Neubaues Pfarrzentrum eine zusätzliche Mühe. Aber wie gern ich dieses Fensterproblem löste!
Die Gemeinde ließ sich mit Interesse die Fenster erklären und hat sie angenommen.
Bildquellen:
Bilder Kirchenfenster: Anke Sommer, Wörth