Die Katholische Kirchengemeinde in Altrip
Der ehemalige Altriper Organist Walter Sattel verfasste 2011 eine Chronik über die Geschichte der Altriper Kirchengemeinde. Sie ist Stand 2011 und ist hier in der Orginalform veröffentlicht:
- Chronik einer jungen Pfarrei-
1. Erste Christen am Rhein
Die Christianisierung der Pfalz gestaltete sich als ein langwieriger und mühsamer Prozess, der sich über Jahrhunderte hinweg erstreckte. Bereits der hl. Irenäus von Lyon berichtete 170 n.Chr. über die Gründung von Christengemeinden auf germanischem Boden. Die römisch orientierte christliche Glaubensrichtung sickerte demnach schon relativ früh über römische Legionäre von Gallien aus in die linksrheinischen Besatzungsgebiete ein.
Mit der Verkündung des Toleranzediktes am 13. Juni 0313 durch Kaiser Konstantin erfuhr die christliche Glaubenslehre die entscheidende Wende von einer im Untergrund existierenden zu einer öffentlich geduldeten Religion. Der neue Glaube löste den unter den römischen Soldaten verbreiteten Mithraskult weitgehend ab. In der Mitte des 4. Jh. bildeten sich in den Städten Mainz, Worms und Speyer christliche Gemeinden heraus, denen ein Bischof vorstand. 346 wird erstmals ein Bischof Jesse von Speyer erwähnt.
Im Bereich vieler römischer Kastelle sind christliche Zeugnisse ausgegraben worden. Auch im militärischen Stützpunkt in Altrip (369-407) kann man unter den römischen Legionären Anhänger des Christentums vermuten. Dies belegt der Fund einer bronzenen Hängelampe in Gestalt einer Taube, die eindeutig ein christliches Symbol darstellt. Unter den Bewohnern des Altriper Kastells dürfte es nur vereinzelt Christen gegeben haben. Die Existenz einer geschlossenen Christengemeinde innerhalb des Truppenlagers gilt als unwahrscheinlich.
In der Neujahrsnacht 406/407 überquerten die Vandalen, Alanen und Sueben von Osten her den Rhein und vernichteten die römische Grenzverteidigung. Dabei brannten sie auch das Altriper Kastell vollständig nieder. Auf ihrem Zug nach Gallien verwüsteten sie alle im Wege liegenden Ortschaften und Städte.
Im Jahre 454 drängte der Stamm der Alemannen in unser Gebiet und nahm es in Besitz. Damit war die römische Herrschaft endgültig zusammengebrochen. Den heidnischen Alemannen war das Christentum allerdings fremd. Ihre distanzierte Einstellung zur christlichen Lehre und die großen Wirren der einsetzenden Völkerwanderung löschten die Organisation der jungen Bistümer Mainz und Speyer aus. Aufgrund dieser heftigen politischen Turbulenzen innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne war die Vorderpfalz gegen Ende des 5. Jh. fast völlig verödet und nur noch schwach besiedelt. Der gewaltige Komplex des Altriper Kastells lag als herrenlose Ruine in den Rheinauen. Die Ansätze des Christentums gingen weitgehend verloren, nur wenige kleine Christengemeinden konnten sich noch halten.
Im Jahre 496/497 gelang es dem Frankenkönig Chlodwig I., die Alemannen aus der Pfalz zu vertreiben. Die Flussläufe des Rheins und des Neckars sowie die Reste des Altriper Kastells und des bei Neckarau liegende römischen Vorbaus (Burgus) kamen in den Besitz des Königs. Die Taufe Chlodwigs zusammen mit 3000 fränkischen Kriegern durch Bischof Remigius von Reims an Weihnachten 498 war der Beginn der Re-Christianisierung unserer Heimat. Das Königshaus und der fränkische Adel führten während des 6. Jh. eine konsequente Bekehrung aller ansässigen Franken durch. Die Bischofsstühle von Mainz, Worms und Speyer wurden neu besetzt. Der König förderte die Entwicklung und Einführung neuer kirchlicher Organisationsstrukturen. Die Seelsorge in ländlichen Gebieten wurde von den Bischofsstätten aus versehen.
Die Zugehörigkeit zur christlichen Kirche beschränkte sich damals auf eine mehr oder weniger oberflächliche Mitgestaltung liturgischer Handlungen. Der tiefere Sinn der Frohen Botschaft blieb den meisten Getauften noch verschlossen. Erst in den folgenden Jahrzehnten schloss sich unter Mitwirkung von Missionaren eine tiefer greifende Bekehrung zur christlichen Lehre an. Die bedeutendsten Glaubensboten in unserer Gegend im 7./8. Jh. waren Pirmin, Disibod und Philipp von Zell.
2. Die Klosterzelle zu Ehren des hl. Medardus
Nach historisch nicht gesicherten Überlieferungen hatte um 630 der fränkische König Dagobert I. aus dem Geschlecht der Merowinger (628-639) in Altrip ein kleines Kloster zu Ehren des heiligen Medardus gestiftet und mit allerlei Rechten ausgestattet.
Medardus war der im Rufe der Heiligkeit lebende und 545 verstorbene Bischof von Noyon und Tournai. Er war ein persönlicher Freund des Königs Chlotar I., dem Großvater von König Dagobert I. und der Hauptheilige der Merowingerzeit.
Ein Medarduspatrozinium ist sowohl im damaligen Worms- als auch im Speyergau äußerst selten. Für die Wahrscheinlichkeit der Klostergründung durch die Merowinger spricht auch die Tatsache, dass innerhalb ihrer Residenz in Soissons, ein Kloster St. Medard stand, welches in der ersten Hälfte des 7. Jh. starke Ausdehnungstendenzen bis in unsere Region verfolgte.
Mit der Urkunde vom 13. August 762 vermachte König Pippin III. (751-768) die Klosterzelle – mit dazugehörigen Dörfern und Zubehör - der Benediktinerabtei Prüm. Zuvor hatte er das Klösterchen von den fränkischen Adligen Herlebaldus, Weolentio und Bagulfus erworben. Als Zeuge der Prümer Schenkung ist der Lobdengauer Graf Warin genannt. König Pippin übertrug in der Urkunde von 762 dem Prümer Kloster auch die Fischereirechte sowohl für den täglichen Bedarf der Altriper Klosterzelle als auch für die planmäßige Ausbeutung des Fischbestandes für die Bevorratung der Abtei in Prüm. In der besagten Urkunde ist Altrip erstmals in nachantiker Zeit namentlich erwähnt.
Lage und Umfang des Medardus-Klösterchens sind nicht bekannt. Auch die Zeit der Erbauung lässt sich nicht feststellen. Sowohl innerhalb als auch außerhalb des Kastellkomplexes sind bei archäologischen Grabungen merowingische Mauerreste freigelegt worden, die aber nicht sicher zugeordnet werden können. Es ist anzunehmen, dass zur Klosteranlage von Anfang an eine Kapelle oder Kirche gehörte. Eine Altriper Klosterkirche St. Medard ist erst sehr spät, in einer Notiz des Erzabtes Caesarius von Prüm 1222, sicher belegt; sie hatte damals aber schon seit langer Zeit nicht mehr existiert.
In einer Urkunde des Königs Ludwig des Deutschen von 873 erfahren wir, dass sein Großvater Karl der Große (768-814) der Klosterzelle Altrip um 779 einen Teil eines Zehnten vom Königshof in Neckarau zugestanden hatte. Diese Zuwendung war damals in der Regel für den Unterhalt eines Seelsorgers bestimmt.
Aus der gleichen Urkunde erfahren wir, dass die Bewohner des Königshofs Neckarau bis um 840 der Pfarrei Altrip angehörten. Die Neckarauer Christen führten Klage bei Kaiser Karl dem Großen (768-814), dass sie wegen des häufigen Hochwassers ihre Johanneskirche innerhalb des früheren römischen Burgus (Festungswerk), die gegenüber dem Kastell auf dem rechten Rheinufer lag, nicht besuchen können.
Kaiser Ludwig der Fromme (814-840), der Sohn Karls des Großen, stellte danach den Neckarauern ein höher gelegenes Grundstück aus dem Neckarauer Königshof zum Bau eines neuen, höher gelegenen Gotteshauses zur Verfügung. Die neue Kirche, ebenfalls mit einem Johannespatrozinium versehen, übertrug er zusammen mit dem Pfarrgut dem Kloster St. Medard in Altrip.
Aus den vorgenannten Aussagen kann gefolgert werden, dass in der Zeit von 779 bis mindestens 840 das Altriper Kloster Pfarrrechte besaß und die seelsorgerische Betreuung von Neckarau innehatte.
Die Klosterzelle Altrip war zumindest nach 762 ein Priorat der Prümer Benediktiner-Abtei. Nach der Ordensregel musste die Einrichtung mit mindestens 12 Mönchen besetzt sein. Es gab in der Regel einen Prior, einige Patres (geweihte Priester) und eine Mehrzahl von Fratres (ungeweihte Brüder), die für die Bewirtschaftung des Klosters zuständig waren. Zur Familia gehörten noch die Hörigen, das waren Knechte oder in unserem Falle die Fischer, welche die Fischereirechte der Prümer Abtei auszuüben hatten.
Entsprechend der strengen Ordensregel durfte die Klosterkirche nur von Angehörigen der Klosterfamilien betreten werden, sonstige Laien hatten keinen Zutritt. Nach der Pariser Synode von 614 war es in Benediktinerklöstern verboten, Taufen zu spenden, verstorbene Laien innerhalb der Klostermauern zu beerdigen und Messen für sie zu lesen. Aus diesem Grund hatten Klöster in unmittelbarer Nähe eine Pfarrkirche, die sich der Seelsorge der Laien widmete.
Hatte die Altriper Klosterzelle seit ihrer Gründung vorwiegend missionarische Aufgaben zu erfüllen, so entwickelte sie sich ab 762 unter der Prümer Leitung allmählich zu einem Verwaltungszentrum des Fernbesitzes, zahlreicher Güter, die der Abtei Prüm im Nahe-, Worms-, Speyer- und Lobdengau gehörten. Das Kloster hatte die Aufgabe, den weit verstreuten Besitz des Eifelklosters zu beaufsichtigen und zusammenzuhalten. Altrip war Sammelstelle für die Abgaben der Wirtschaftshöfe der genannten Gaue. Zum Transportdienst nach Prüm wurden Hörige von Neckarau und Rheingönheim herangezogen. Die regionalen Fuhrdienste zwischen diesen Höfen und Altrip hatten Hörige der beteiligten Orte zu übernehmen.
Pfarrrechte des Klösterchens bestanden – soweit feststellbar - nur gegenüber der Johannesgemeinde Neckarau.
Einen tiefen Einschnitt für die Entwicklung der Benediktinerabtei Prüm bedeuteten die Normanneneinfälle in das Frankenreich. Truppen dieses Volksstammes überfielen 882 und 892 das Eifelkloster und verwüsteten die gesamte Anlage. Bei der Bestätigung früherer Schenkungen durch Ludwig den Deutschen 873 und einer weiteren Schenkung durch Karl den Dicken 882 erscheint als Schenkungsnehmer nicht mehr das Altriper Medarduskloster, sondern das Mutterkloster in Prüm. Nachdem die Normannen abgezogen waren stellte der Abt Regino als Bestandsaufnahme ein Güterverzeichnis (Urbar) des Klosters auf. In dieser Aufstellung sind eigenartigerweise weder die Klosterzelle noch Grundbesitz in der Altriper Gemarkung erwähnt. Es muss bezweifelt werden, ob das Kloster in Altrip nach 882 seine ursprünglichen Funktionen als geistliche Einrichtung und Verwaltungszentrum für Prüm angesichts dieser unruhigen Zeiten und der großen Entfernung zwischen Prüm und Altrip noch erfüllen konnte.
Die Klosterzelle Altrip galt schon vor 1190 als verwaist. Die Rolle, die Altrip als Prümer Besitzverwaltung gespielt hatte, war auf den Neuen Hof (Neuhofen) übergegangen, den die Brüder von Himmerod errichtet hatten. Der Prümer Erzabt Caesarius von Heisterbach vermerkte in einer Urkunde von 1222, dass der Grundbesitz Prüms im Einzugsbereich der ehemaligen Klosterzelle in Altrip inzwischen weitgehend veräußert und das Klösterchen schon vor langer Zeit abgegangen war.
3. Der Prümer Abt und Gelehrte Regino aus Altrip
Der berühmte Prümer Abt Regino soll nach der im Jahre 1628 erfolgten Aussage eines Chronisten um 840 als Sohn einer adeligen Familie in Altrip geboren worden sein. Falls dies den Tatsachen entspricht, kann man wohl davon ausgehen, dass er in der Madarduszelle seine erste Ausbildung genoss und nach deren Abschluss an das Benediktinerkloster in Prüm wechselte. Aufgrund der mehrmaligen Verwüstungen der Abtei durch herumziehende Normannenscharen verzichtete der Abt Farabert 892 auf sein Amt. Im gleichen Jahr wählte die Klostergemeinschaft den Mönch Regino zum Nachfolger. Er hatte bisher der Abtei 30 Jahre lang gedient. Trotz schwerer Krisenzeiten betrieb Abt Regino den Wiederaufbau der Klostergebäude. Gleichzeitig versuchte er, den weit gestreuten Besitzstand der Abtei zu sichern. Zu diesem Zweck sandte er Beauftragte aus, um eine Inventur des Vermögens durchzuführen. Im Jahre 893 hatte er aus den Ergebnissen der Umfrage eine Gesamtübersicht über die Prümeer Besitzverhältnisse erstellen lassen, das sog. Prümer Urbar, das noch für die nachfolgenden Jahrhunderte von großer Bedeutung war.
Politische Spannungen zwischen verschiedenen Adelsfamilien während der ausgehenden fränkischen und der beginnenden deutschen Geschichte zwangen den Abt Regino 899 auf seine Amtswürde zu verzichten. Erzbischof Ratbod von Trier beauftragte ihn anschließend, den Wiederaufbau des von Normannen zerstörten Martinsklosters in Trier zu betreiben. In seiner Trierer Zeit verfasste Regino drei große Werke, die ihm einen hohen wissenschaftlichen Rang sicherten.
Um Missstände in der musikalischen Praxis in seiner Umgebung abzustellen, verfasste Regino 902 ein Lehrbuch der Musiktheorie, das eine Zusammenfassung der gesamten Musikwissenschaft seiner Zeit darstellt.
Ebenfalls als Hilfe für die Praxis entstand 906 sein zweites Werk: Ein Handbuch zur Durchführung von kirchlichen Visitationen, ergänzt um die einschlägigen Bestimmungen des damals geltenden Kirchenrechts. Das Werk bestand aus zwei Bänden und enthielt 899 Kapitel über die Revision von Klerus und Laien.
Sein bedeutendstes Werk ist sein 908 vollendetes drittes Buch, die erste von einem Deutschen verfasste Weltgeschichte (CHRONIKA). Regino beschrieb im ersten Band das Weltgeschehen von Christi Geburt bis zum Jahre 741, dem Todesjahr Karl Martells. Im zweiten Band behandelte er die Zeitspanne von den Frankenkönigen bis zur unmittelbaren Gegenwart. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Regino im Trierer Kloster Maximin, wo er 915 starb und beigesetzt wurde.
Im Jahre 1911 hat die Gemeinde Altrip ein Denkmal zu Ehren des Gelehrten und Abtes auf dem Platz vor der protestantischen Kirche errichten lassen.
4. Die Anfänge der Kirchengemeinde Altrip
Über das Bestehen einer Pfarrgemeinde liegen aus der Zeit vor der Reformation nur spärliche Informationen vor.
Neben dem Klosterbereich, zu dem Laien normalerweise keinen Zutritt hatten, muss in Altrip schon sehr früh eine eigenständige Pfarrei mit einer Pfarrkirche bestanden haben.
Nach eingehender Prüfung der zur Verfügung stehenden Quellen und des kirchlichen und politischen Umfeldes im frühen Mittelalter kann man annehmen, dass Ende des 9. Jh. in Altrip eine Pfarrkirche, außerhalb des Klostergeländes, errichtet wurde, die dem hl. Petrus geweiht war.
Für diese Annahme sprechen folgende Fakten:
a) Schon bald nach 762 hat die Klosterzelle Altrip in ihrer Eigenschaft als Verwaltungszentrum über die ursprünglich missionarische Zielsetzung der monastischen Einrichtung dominiert. Die Kontrolle und Nutzung des Fernbesitzes war in unruhigen Zeiten immer mit Schwierigkeiten verbunden. Nach dem Überfall und der Verwüstung der Abtei Prüm 882 durch die Normannen, lockerten sich nach und nach die Bindungen nach Altrip. Auch Abt Regino (892-899), der den Wiederaufbau der Abtei betrieb, hatte sich bemüht, seinen Geburtsort zu unterstützen. Das Kloster dürfte nach 882 nur noch sporadisch bewohnt gewesen sein. Mit der Zeit wurden von Prüm weltliche Beamte für die Betreuung des Fernbesitzes einsetzt. Eine geregelte Seelsorge konnte vom Kloster nicht mehr vorgenommen werden.
b) Im 9. Jh. erkannte der Episkopat, dass es wenig nützte, dem Volk den regelmäßigen Kirchenbesuch zu befehlen, wenn die Kirchen dünn gesät und nur unter Beschwerden erreichbar waren. Die Landbevölkerung forderte für die Dörfer und Weiler eigene Gotteshäuser. Daher hatte die Zahl der Kirchen im 9. Jh. in allen Teilen Deutschlands beträchtlich zugenommen. Auch die kirchlichen Organisationsstrukturen bildeten sich bald heraus. Im 10. wurden die ersten Landpfarreien gegründet, die mit den politischen Dorfgemeinschaften deckungsgleich waren und bald gab es in der Vorderpfalz ein dichtes Netz von kirchlichen Einrichtungen. Spätestens im 11. Jh. bildete sich das Landdekanat Böhl, zu dem Altrip gehörte. Diese hatten die Aufgabe, die Pfarreien zu visitieren, dem Bischof über die Visitation zu berichten, die Abgaben aus dem Dekanat zu verwalten und regelmäßige Versammlungen mit den Geistlichen abzuhalten.
c) Ein Ort oder Weiler mit dem Namen Altrip existierte neben dem Kloster bis um 893 nicht, sonst wäre er in der Lehenspflicht der Abtei Prüm und in den Aufzeichnungen aller Besitztümer (Urbar) des Abtes Regino enthalten gewesen. Die Herausbildung des Dorfes dürfte in der Zeit 893 bis 1191 stattgefunden haben. Der Grundstock der Bevölkerung setzte sich aus Hörigen, Knechten und Mägden der ehemaligen Klosterzelle zusammen. Außerdem ließen sich in der Nähe eines Klosters stets Handwerker nieder, denn sie fanden hier Arbeit und Brot.
d) Die Klosteranlage und damit die frühere Klosterkirche galten 1191 als verwaist. Es muss für die normale Bevölkerung, die diese Kirche nicht betreten durfte, nach 882 eine eigene Kirche gebaut worden sein. Fränkische Gräber nördlich der heutigen prot. Kirche weisen auf eine mit Begräbnisrecht ausgestattete Kirche im 8./9. Jh. hin. Es ist anzunehmen, dass die Klosterkirche und die Dorfkirche wie auch an anderen Orten denselben Friedhof benutzten, Wie damals üblich, hat es sich bei der Kirche wahrscheinlich um einen aus Holz errichteten Bau gehandelt. Ihm folgte im 12./13. Jh. ein spätromanischer Steinbau, dessen Turm (13.Jh.) heute noch erhalten ist. Im Innern des damaligen Gotteshauses standen außer dem Hauptalter noch zwei Nebenaltäre. Die Baupflicht hatte im Spätmittelalter das Kloster Himmerod als Zehntinhaber, seit 1513 war das Domkapitel Speyer zuständig.
e) Der Patron der Altriper Dorfkirche war der hl. Petrus. Erst ab 1495 spricht man von einem Doppelpatrozinium Peter und Paul. Das Peterspatrozinium könnte aufgrund der römischen Vergangenheit von Altrip gewählt worden sein. Im Lorscher Codex ist um das Jahr 1000 eine Peterskirche in Altrip erwähnt.
Ende des 12. Jh. fasste das Zisterzienserkloster Himmerod Fuß in der Vorderpfalz und begann mit den Prümer Restbeständen an Grundbesitz neue Formen der Gutswirtschaft aufzubauen. Infolge einer Schenkung Kaiser Heinrichs VI., der Hoheitsrechte in Altrip besaß, kamen Dorf und Kirche 1191 in den Besitz des Himmeroder Klosters. Die Abtei bezog den Zehnten als öffentlich-rechtliche Leistung. In den Jahren 1194-1201 gründeten die Zisterzienser Mönche den Neuen Hof (Neuhofen). Im 13. Jh. baute das Kloster seinen Besitz um Neuhofen, Rheingönheim und Altrip weiter aus.
Mit Urkunde vom 05. November 1231 übertrug Heinrich VII. das Patronatsrecht zu Altrip mit Wiesen, Wäldern und Gewässern an die Abtei Himmerod. Aufgrund dieses Rechts durfte von nun an die Abtei den Geistlichen für die Kirchengemeinde stellen. Der „Himmeroder Hof“ in Speyer, ein lokales Verwaltungszentrum des Klosters, hatte die Zinserhebung für den Himmeroder Grundbesitz in Altrip durchzuführen. Von etwaigen Rechten und Ansprüchen der Abtei Prüm an Altrip ist nichts mehr zu hören.
Im Jahre 1204 wurde die Kirchengemeinde zu Rheingönheim durch Papst Innocenz III. von der Mutterkirche Altrip abgesondert und als eigene Pfarrei dem Kloster Himmerod zugesprochen. Zur gleichen Zeit erhielt Rheingönheim ein neues Gotteshaus. Allerdings wurden beide Pfarreien noch bis ca. 1291 von demselben Geistlichen betreut.
Die Rechte der königlichen Krone über die Patronatsrechte gingen 1255 an den Bischof von Speyer über. Deshalb verbriefte Königs Wilhelm von Holland am 18. März 1255 nochmals die Rechtskraft der Abmachung von 1231 über die Aufnahme der Pfarrei Altrip in die Klostergemeinschaft, Himmerod, nachdem die bisherige Kirchenleitung (Abtei Prüm) freiwillig resigniert hatte. Der zuständige Dompropst Archidiakon Berthold von Eberstein stimmte der Übertragung an Himmerod im Juni 1256 zu. Am 14. Juli des gleichen Jahres erteilte Bischof Heinrich von Speyer zusammen mit dem Domkapitel nochmals die Genehmigung, dass die Erträgnisse der Kirche zu Altrip für das Kloster Himmerod verwendet werden, abzüglich einer ausreichenden Besoldung für den vom Abt zu präsentierenden Pfarrvikar oder Pleban (Leutpriester). König Rudolf von Habsburg gab am 20. Dezember 1281 seine Zustimmung zu dieser Regelung.
Auch das Kloster Himmerod veräußerte bald bestimmte Rechte über Altrip an Dritte, deren bedeutendste die Pfalzgrafen waren. Pfalzgraf Rudolf I. befreite 1296 die Mönche von Himmerod von bestimmten Abgaben, die sie aus Altrip bezogen. Darunter fielen auch die für das Himmeroder Kloster bestimmten Opfergaben des Altriper Kirchweihtages und des Patronatsfestes. 1358 bestätigte Pfalzgraf Ruprecht d. Ä. nochmals diesen Abführungsverzicht.
Bischof Heinrich von Speyer erteilte am 14. Juli 1256 gemeinsam mit dem Domkapitel die Genehmigung, dass die Erträgnisse der Kirche zu Altrip, nach Abzug einer ausreichenden Besoldung für den vom Abt zu präsentierenden Pfarrvikar oder Pleban, zu kirchlichen Zwecken verwendet werden können. Am 20. Dezember 1281 bestätigte dies nochmals König Rudolf von Habsburg. Im Übrigen sind die Einkünfte der Pfarrer bzw, Vikare vor 1256 nicht bekannt.
Das Jahreseinkommen des ständigen Vikars zu Altrip und Rheingönheim wurde am 16. Oktober 1258 vom Bischof von Speyer auf 40 Malter Korn, 20 Schillingheller festgesetzt.
Das Patronatsfest Peter und Paul wurde in Altrip 1268 und 1358 festlich begangen. Nach einer Urkunde von 1259 beanspruchte das Kloster Himmerod die Opfergaben dieses Tages. In einem Gerichtsverfahren vom 11. August 1278 wurde dieser Anspruch nochmals dem Kloster zugesprochen. Der Pfarrer, der ab diesem Tag drei Messen las, erhielt vom Kloster dafür 30 Schillingheller.
1289 setzte König Rudolf von Habsburg Siegfried von Karlenbach, Stiftsherr von St. Martin aus Worms als Altriper Pfarrer ein. Das Kloster Himmerod widersprach dieser Verfügung und verwies auf sein verbrieftes Recht, den Ortspfarrer selbst zu präsentieren. Daraufhin widerrief
der König Rudolf seine Entscheidung am 29. November 1289, Siegfried von Karlenbach musste am 30. Oktober 1290 die Pfarrei wieder aufgeben.
Um 1320 wies das bischöfliche Gericht in Speyer eine Klage des ständigen Vikars Isenbard zu Altrip gegen das Kloster Himmerod ab, der seit 15 Jahren statt zustehender 32 Malter Korn nur 28 erhalten hatte. Die Verringerung des Einkommens könnte mit der 1291 erfolgten endgültigen Abtrennung der Pfarrei Rheingönheim zusammenhängen.
Zum ersten Mal begegnet uns ein einem Schiedsverfahren des Speyerer Dompropstes vom 11. September 1262 ein Sankt-Peterskreuz in Altrip, das als wundertätiges Zeichen in der näheren und weiteren Umgebung besondere Verehrung genoss. Es wurde bei den früher üblichen Bittprozessionen durch die bestellten Felder getragen mit der Gebetsbitte, die Flur vor Gewitter, Unwetter und Hagelschlag zu schützen.
Für die Ausleihung des Kreuzes musste an das Kloster eine Gebühr entrichtet werden. Den Überbringern, sowie den Feldschützen, die das Kreuz bei der Bittprozession durch die Fluren trugen, stiftete die Einsatzpfarrei ein Essen. Die Stadt Bensheim setzt das Altriper Kreuz 1504, 1517 und 1524 ein. In Baumeisterrechnungen sind die Ausgaben der Stadt festgehalten:
1504. Item 6 Schilling geben vor das Crutz von Alttrip nach alter Gewohnheit, 5 Schilling hat derselb Mann, der das Cruz herbracht, selbander mit den Feldschützen zu dem Mahle verzehrt.
1517. Item 7 Schilling dem Crutz von Altrip, 10 Schilling verzehrt die zween, die solch Crutz brachten, mit den Schützen
1524. Item 11 Schilling verzehrt, die das Crutz brachten, und die Feldschützen, so es um die Flur trugen.
Die Stadt Wachenheim vermerkte 1549 zum Peterskreuz in Altrip.
Belang das ein Malter Korn, so etwan einem von Altrip, der sant Peters Creutz getragen, geben worden. Nicolaus Riester von Neuwenhofen ist mit dem sant petercreutz kommen
Auf ein Schreiben des Kurfürsten, man solle in allen Flecken, wo es Güter dieses Kreuzes gebe, ihm den Zins für die Pfarrer von Altrip aushändigen, behauptet die Stadt Wachenheim, sie habe stets nur freiwillig gegeben.
Im oben erwähnten Schiedsverfahren von 1262 sprachen die bestellten Schiedsrichter im Rechtsstreit zwischen der Gemeinde Altrip, vertreten durch Vogt Johann von Frankenstein, und dem Kloster Himmerod die Opfergaben für das Kreuz dem Kloster Himmerod zu. Auch wegen der Verleihung des Glöckneramtes war zwischen den genannten Parteien ein Streit entstanden. Auch dieses Recht wurde 1262 dem Vertreter des Klosters zugesprochen.
An Peter und Paul wurde auch die Kirchweih gefeiert. Am 1. April und 14. Juli 1296 befreite Pfalzgraf Rudolf I. Kloster Himmerod von den bei dieser Gelegenheit fälligen Abgaben.
Ab 1318 trennte sich Himmerod von Grundbesitz in der Pfalz, weil durch die unsicheren Verkehrsverhältnisse die Verwaltung erschwert war und die Erträge zu wünschen übrig ließen. In Rheingönheim, Altrip und Neuhofen gab die Abtei ihre Grundstücke auf. Die rentablen Patronats- und Zehntrechte behielt das Kloster noch 200 Jahre.
Während des Jahres 1489 tobte zwischen Matthias Wall, „Pfarrer der Pfarrkirche S. Petri zu Altrip, Speierer Bistums“ und dem Kloster Himmerod ein heftiger Streit um die Vergütung für den amtierenden Geistlichen. Das Appellationsgericht in Mainz hob schließlich am 14. August 1489 die vorangegangene Entscheidung des bischöflichen Gerichtes in Speyer auf und wies die Ansprüche des Pfarrers endgültig ab. Der Unterlegene musste die gesamten Verfahrenskosten tragen.
Das Doppelpatrozinium Peter und Paul ist erst seit 1495 amtlich belegt, vorher war die Kirche St. Peter geweiht. Am 30. Oktober 1495 genehmigte Abt Johann von Himmerod, dass der Leiter der Pfarrkirche St. Peter und Paul zu Altrip, Johann Swaib, mit dem Priester Philipp Brieffer die Pfründe tauschen soll.
Am 2. Mai 1513 verkauften Abt Wilhelm und der Konvent von Himmerod Zehnt und Patronatsrecht zu Altrip, Rheingönheim und Neuhofen mit allem Zubehör an Höfen, Häusern, Gärten, Scheuern, Ställen und sonstigen Wohngebäuden an die Präsenzkasse des Domkapitels Speyer mit der Auflage, künftig Priester und Glöckner von Speyer aus zu besolden und für die Kirchenutensilien aufzukommen. Am 4. März 1514 quittierte der Himmeroder Abt Wilhelm dem Speyerer Domkapitel den Empfang von 2080 Gulden. Mit dem Verkauf des Zehnten und des Patronatsrechtes gab Himmerod seine Stellung am Rhein endgültig auf.
Die Pflichten, die das Domkapitel durch diese Übernahme auf sich genommen hatte, findet man im in der Rechtsordnung der Gemeinde Altrip (Weistum) von 1602:
„Das Domkapitel zu Speyer oder Verwalter des kirchlichen Vermögens sollen den ganzen Kirchenbau, den Pfarrhof und die Pfarrpfründe erhalten für einen für das Volk
vorbildlichen Pfarrer. Derselbe soll auch ohne eine Belastung des Kurfürsten oder der Gemeinde, vom Domkapitel unterhalten werden. Auch der Glöckner soll ein Mann aus der Gemeinde sein. Endlich sollen die gemeldeten Herren von Speyer zwei je einpfündige Kerzen auf dem Hauptaltar unterhalten, zwei halbpfündige auf beiden Seitenaltären.“ (Text vom Autor in heute verständliches Deutsch übertragen!)
Am 2. Mai 1513 einigte sich das Domkapitel auch mit dem Pfarrer zu Altrip auf höchstens 30 Gulden sowie 12 Malter Korn als Gehalt. Dieser Verbesserung der Zahlung stimmte das Domkapitel am 18. Januar 1528 nochmals zu.
Für die Zeit vor der Reformation waren nachstehende Pfarrer als Seelsorger in Altrip tätig:
ca.1226 – 1256 Konrad von Friesenheim, rector ecclesiae (Pfarrer) in Altrip und Rheingönheim
1272, 1278 Priester Lampertus, von Himmerod, Vizepastor bzw. Pleban in Altrip und Rheingönheim
1289 – 1290 Siegfried von Karlenbach, irrtümliche Besetzung durch König Rudolf
um 1320 Isenbardus, ständiger Vikar
bis 1480 Vasnacht, Johannes
1480 - 1480 von Welle, Arnold, von Himmerod präsentiert, gest. Ende 1480
1480 - 1488 Wall, Matthias aus St. Goar, von Himmerod präsentiert
1488 - 1495 Swaib, Johannes, von Himmerod präsentiert
1495 Brieffer, Philipp, von Himmerod präsentiert
bis 1520 Volmar, Georg, alle ab hier vom Domkapitel Speyer präsentiert
1520 Bub, Andreas
bis 1530 Merckel, Johann
1530 - 1530 Winter Johann
1530 Marock, Nikolaus
1532 Steinlein, Nikolaus
5. Die Zeit der Reformation
Die reformatorische Bewegung, die nach 1518 entstand, war keinesfalls eine einheitliche Entwicklung. Sie war auch nicht allein von Martin Luther ausgegangen. Es kamen verschiedene Einflüsse zusammen, die zeitweise konfessionelle Mischformen zuließen, bei denen es nicht klar war, ob sie noch katholisch oder schon reformatorisch waren.
Die alte Kirche wies zum Ende des 15. Jh. viele Missstände auf. Deshalb hatte sie sich im Laufe der Zeit bei ihren Mitgliedern unglaubwürdig gemacht. Autoritätsverlust des Papstes, selbstherrliche Anmaßungen der römischen Kurie, das Scheitern von Reformkonzilien, religiöse Kraftlosigkeit und ein allgemeiner Glaubens- und Sittenverfall bereiteten schließlich den Boden für notwendige Veränderungen vor. Einzelne Kritiker wurden regelmäßig durch autoritäre Maßnahmen der Hierarchie kaltgestellt.
Der Augustinermönch Martin Luther, der 1512 seinen Doktortitel der Theologie erwarb, war vor 1517 relativ unbekannt. Erst mit dem Protest gegen die Verkündigung des Ablasses zu Gunsten der neuen Peterskirche in Rom trat Luther er in das allgemeine öffentliche Bewusstsein, als er seine Bedenken in Form von 95 Thesen in Wittenberg bekanntgab. Die Brisanz der Thematik sorgte für eine schnelle regionale und überregionale Verbreitung der Luther-Thesen in gedruckter Form.
Am 21. April 1518 besuchte Dr. Martin Luther die Generalversammlung des Augustinerordens in Heidelberg. Bei dieser Gelegenheit legte er seine theologischen Auffassungen in Form von 40 Thesen dar. Die Ergebnisse der nachfolgenden Disputation schufen die Grundlage für die Annahme und Ausbreitung des Luthertums in der Kurpfalz. Die Universität Heidelberg wurde zum geistigen Mittelpunkt der Reformbewegung.
Weite Kreise unterstützten die Thematisierungen Luthers, ohne zunächst an eine Trennung von der alten Kirche zu denken. 1520 verurteilte der Vatikan 41 Sätze aus Luthers Thesen und forderte dessen Unterwerfung. Nach seiner Weigerung und der nachfolgenden Exkommunikation 1521 durch Rom lehnte der Reformer erneut den Widerruf seiner Behauptungen ab. Daraufhin verhängte Kaiser Karl über Martin Luther die Reichsacht.
In den konfessionellen Auseinandersetzungen spielten die Speyerer Reichstage von 1526 und 1529 eine entscheidende Rolle. 1526 wurde die Aufschiebung der Durchführung der Reichsacht erreicht. Jeder Reichsstand könne bis zu einem ins Auge gefassten Konzil so verfahren, wie er es vor Gott und dem Kaiser verantworten kann. Damit war es den Reichsständen gestattet, in ihren Territorien die Reformation einzuführen. In Religionsfragen herrschte von nun an die Freiheit des Gewissens.
Auf dem 2. Speyerer Reichstag 1529 waren die Fronten weiter verhärtet. Die katholische Mehrheit hob den Beschluss über die Gewissensfreiheit auf und verlangte in einem neuen Beschluss scharfe Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der alten kirchlichen Ordnung. Dagegen protestierte eine Minderheit unter Führung von Hessen und Kursachsen, die sich zur Reformation bekannte. Auf diesem Protest beim Speyerer Reichstag basiert der Name „Protestanten“.
Die angestoßenen Reformbewegungen wurden in der Kurpfalz vorerst blockiert, weil der damalige Kurfürst Ludwig V. (1508-1544) sich aus taktischen Gründen abwartend verhalten wollte. Ludwig V. zog eine gründliche Reform der alten Kirche gegenüber einer drohenden Kirchenspaltung vor. Der Kurfürst blieb in der Lehre und im Gottesdienst altgläubig.
Aber die reformatorische Bewegung war nicht mehr aufhalten. Überall in Stadt und Land bildeten sich trotz der abwartenden Haltung des Landesherrn schon seit 1520 lutherische Kirchengemeinden. Breite Volksschichten übernahmen die neue Glaubenslehre, deren Grundzüge Philipp Melanchthon in der „Confessio Augustana“ festlegte. Die Liturgie der Gottesdienste veränderte sich, es entstanden neue Formen des Gemeindelebens.
Daneben blieben aber Teile des bisherigen Kirchenwesens für Altgläubige noch bestehen. Innerhalb der römisch-katholischen Kirche waren jedoch die Ordnungsstrukturen so mangelhaft geworden, dass sogar die in solchen Fällen üblichen disziplinierenden bischöflichen Visitationen unterblieben.
Unter dem Kurfürsten Friedrich II. (1544-1556) waren die kirchlichen Verhältnisse in der Kurpfalz unübersichtlich und verworren. Friedrich II. begünstigte nach anfänglichem Zögern die lutherische Glaubenslehre. Auf Drängen des Adels ließ er 1546 eine lutherische Kirchenordnung entwerfen und plante eine umfassende Kirchenvisitation in der gesamten Kurpfalz mit dem Ziel, das neue Bekenntnis offiziell zu institutionalisieren. Infolge des Augsburger Interims (1548) mussten die Neuerungen bis zu einem geplanten Konzil, das die Einheit der Kirche wieder herstellen sollte, eingestellt werden.
Als die beabsichtigte Kirchenversammlung nicht einberufen werden konnte, entschieden sich Kaiser und Reichsstände im Augsburger Religionsfrieden 1555 für die offizielle Anerkennung zweier Konfessionen. Der jeweilige Landesherr sollte künftig nach eigener Gewissensentscheidung die Religion seines Territoriums bestimmen. Jene Untertanen, die nicht dem angeordneten Bekenntnis zustimmen, sollten auswandern.
In den kurpfälzischen Gebieten kam es unter Friedrich II. nicht mehr zu einer Ordnung und Organisation des lutherischen Kirchenwesens. Diese Aufgabe nahm sich sein Nachfolger Kurfürst Ottheinrich (1556-1559) vor.
Der Landesherr, ein überzeugter Anhänger Luthers, schuf schon kurz nach seinem Regierungsantritt durch den Erlass einer neuen Kirchenordnung im Frühjahr 1556 die rechtliche Grundlage für die planmäßige Einführung des lutherischen Bekenntnisses. Damit wurde die Ausübung der katholischen Liturgie verboten und der Bruch mit dem Papsttum endgültig vollzogen. Die Städte und Dörfer erhielten die neuen Kirchenordnung mit „christ- und ernstlicher erinnerung, dieselbe anzunehmen und alle papistischen und abgöttischen zeremonien, als messe lesen, vigil singen, Heilige anrufen, kerzen und kreuter weihen, wallfahren lauffen, prozessionen halten und was viel abgöttisches mehr ist, abzuschaffen“. Das Abendmahl ist in beiderlei Gestalten auszuteilen. Das ewige Licht, Altartücher und Messgewänder gelten als überholt. Die Gemeinde singt ihre Lieder nur noch aus dem Wittenberger Gesangbuch. Epistel und Evangelium sind grundsätzlich in deutscher Sprache statt in Latein vorzulesen.
Wenige Wochen später, im Sommer 1556 ließ Kurfürst Ottheinrich das gesamte Territorium der Kurpfalz systematisch visitieren. Die eingesetzte Kommission versuchte sich ein genaues Bild zu verschaffen über die finanzielle Lage der Gemeinden, über Glaube, Moral und Disziplin der Kirchenmitglieder und über die Person, den Lebenswandel und die Amtsführung des Pfarrers. Regelmäßig wurde die örtliche Visitation mit der Ermahnung zur vollen Annahme und Durchführung der Reformation feierlich abgeschlossen.
Die Kommission des Kurfürsten bemängelte neben dem schlechten Besuch des Gottesdienstes und des Katechismusunterrichtes, dass nicht mehr im Gebrauch befindliche Altartücher und Messgewänder in den Sakristeien haufenweise übereinander lagen und verrotteten. Überall hingen noch „allerley abgöttische Bilder, Altartaflen, Creutzfahnen und dergleichen papistische ceremonien, der gemain pefel (Pöbel) hing daran und trieb damit superstition (Aberglauben)“.
Als Reaktion auf diese Feststellungen erließ der Kurfürst am 12. Februar 1557 ein Dekret, wonach Bilder, Fahnen und überflüssige Altäre aus der Kirche zu entfernen waren. Ebenso „sacramentsheuslein, ölebüchsen, gesegnet öle oder crisam, weihwasser, saltz, lichter und was deren abergläubigen stuck mehr seint“. Es sollte grundsätzlich nur ein Altar beibehalten werden. Kruzifixe konnten in den Gotteshäusern verbleiben.
Aus den Sitzungsprotokollen des Speyerer Domkapitels vom 17. Und 19. Oktober gehen die Ergebnisse der in Altrip durchgeführten Visitation hervor:
a) Während der Monate August/September 1556 fand im Altriper Kirchengebäude eine Inventur der Messgewänder, des Kirchenschmucks (Bilder, Statuen, Kreuze) und der liturgischen Gerätschaften statt.
b) Die Prüfungskommission stellte fest, dass durch Übergriffe von Gemeindemitgliedern das Hochw. Sakrament ausgeschüttet und verwüstet worden ist.
c) Der Pfarrer von Altrip hatte sich während der Visitation äußerst ungeschickt benommen. Daher wurde er seines Amtes enthoben und hatte die Pfarrei bis Martini 1556 zu verlassen.
d) Die Kommission entschied, dass die Pfarrei Altrip weiterbestehen soll. Neuhofen soll künftig als Filiale von Altrip betreut werden.
Damit steht fest, dass 1556 das Gründungsjahr der protestantischen Kirchengemeinde Altrip war. Mit der feierlichen Beendigung der Visitation wurde die Annahme des lutherischen Glaubensbekenntnisses durch die Kirchengemeinde offiziell bestätigt. Dieser Schritt bedeutete eine totale Abwendung von Lehre und Liturgie des katholischen Glaubens.
Jede Religionsausübung durch Katholiken war ab 1556 in Altrip streng verboten.
6. Zeit der Gegenreformation in Altrip
Während des dreißigjährigen Krieges (1618-1648) hatten im Jahre 1623 katholische spanische Truppen die Pfalz besetzt. Die Administratoren, die ihren Sitz in Kreuznach hatten, versuchten das katholische Bekenntnis zwangsweise wieder einzuführen. Geistliche Orden kehrten wieder in ihre alten Mutterhäuser zurück. Ein Mandat vom 31. März 1626 befahl allen Evangelisch-Reformierten unter Strafandrohung den Besuch der katholischen Messe. Die Bevölkerung organisierte den passiven Widerstand. Alle evangelischen Pfarrer und Schulmeister sollten sich bis 1628 für die Wiederannahme des katholischen Glaubens entscheiden. Ihnen blieb nur die Wahl zwischen Übertritt und Amtsverlust. Der Altriper Pfarrer Heinrich Fabricius weigerte sich, auf die Forderung einzugehen. Er verlor deshalb 1628 Amt und Dienstwohnung und wurde mit Frau und Kindern ausgewiesen.
Im Jahr 1628 ging die gesamte Kurpfalz an Bayern über. Zwar verlangte Herzog Maximilian von Bayern die Rekatholisierung der gesamten Region, was aber in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht durchführbar war. Denn der Schwedenkönig Gustav Adolf besetzte am 03. März 1632 die spanische Administration in Kreuznach und bevorzugte das protestantische Bekenntnis für die Kurpfalz. Die inzwischen tätigen katholischen Geistlichen verloren ihr wieder Amt und mussten das Land verlassen.
Aufgrund des Prager Friedens kehrten die Spanier 1635 wieder in die Pfalz zurück, ihr Einfluss im religiösen Bereich blieb allerdings bedeutungslos.
In den meisten deutschen Ländern war die Reformation ein einmaliger Vorgang, nämlich der Übergang vom katholischen Glauben zum Luthertum. In der Pfalz waren die Verhältnisse sehr kompliziert, denn hier fanden die Auseinandersetzungen noch zusätzlich mit dem Calvinismus, den Reformierten, statt. Zwischen 1556 und 1650 fanden in unserer Region 8 Religionswechsel statt:
1556 vom Katholizismus zum Luthertum (Ottheinrich)
1561 vom Luthertum zum Calvinismus (Friedrich III.)
1576 vom Calvinismus zum Luthertum (Ludwig VI.)
1583 vom Luthertum zum Calvinismus (Johann Casimir, Friedrich IV.)
1628 vom Calvinismus zum Katholizismus (Maximilian von Bayern)
1632 vom Katholizismus zum Luthertum (Schwedenkönig Gustav Adolf)
1634 vom Luthertum zum Katholizismus (Maximilian von Bayern)
1649 vom Katholizismus zum Calvinismus (Karl Ludwig)
Die Gläubigen auf dem Dorf (Altrip hatte 1585 ca. 130 Einwohner) waren verständlicherweise jeweils nur mit erheblichen Verzögerungen imstande, die Wechselbäder der theologischen Veränderungen zu verstehen und mit zu vollziehen. Der im Beisein des Kurfürsten Karl Ludwig abgeschlossene Westfälische Frieden vom 24. Oktober 1648 garantierte schließlich der Kurpfalz das reformierte (calvinistische) Bekenntnis nach dem Stand von 1618.
Als 1685 Kurfürst Philipp Wilhelm aus der katholischen Linie Neuburg zur Herrschaft gelangte, erließ er sofort ein Religionsedikt, worin er allen Konfessionen ihre Rechte versicherte und ihnen empfahl, im öffentlichen und privaten Leben, besonders aber auf den Kanzeln, Schmähungen der Andersgläubigen zu vermeiden. Die Katholiken in der Kurpfalz erhielten somit das Recht auf eine freie Religionsausübung.
Kurfürst Johann Wilhelm erließ 1705 die pfälzische Religionsdeklaration. Danach duften die Altriper Protestanten die bisher genutzte St. Peter und Paul-Kirche, den Pfarrhausplatz und das Kirchengut ungeteilt behalten, da von katholischer Seite keine Ansprüche gestellt worden waren.
7. Zuwanderung von Katholiken im 18. Jahrhundert
Nach einer Überprüfung der in Frage kommenden Kirchenbücher waren in der Zeit von 1685, als in politischen Gemeinden Religionsfreiheit herrschte, bis 1732 in Altrip nur vereinzelt Katholiken anzutreffen. Es dürfte sich um Einzelpersonen und Familien gehandelt haben, die auf der Durchreise waren oder sich nur kurzfristig hier aufhielten.
Nach der Errichtung der selbständigen Pfarrei St. Gallus in Rheingönheim 1699 war vorgesehen, dass die wenigen Katholiken von Altrip von dort aus betreut werden sollten.
Als Geistliche waren für Altrip zuständig:
1695-1704 Dominikaner Vincentius Plat
1705 Dominikaner Joseph Baumhardt
1706-1708 Dominikaner Nikolaus Baur
1709 Dominikaner Leonhard Bilek u. Verweser Pius Benninger
1709- Franziskaner Johannes Janson
-1714 Jakob Crantz, Pfarrer von Waldsee und Rheingönheim
1729 Dominikaner Thomas Krick, Pfarrverweseer
1730-1733 Nikolaus Solyn, Pfarrer von Waldsee und Rheingönheim
Aber schon ab 1730 gehörte Altrip zur Pfarrei St. Michael in Maudach. Folgende Geistliche waren damals zuständig:
1730-1733 Martin Schumacher
1733-1735 Claudius Commerer
1736 Bernhard Niedermayer
1740 Johann Melchior Folles
1740-1741 Liberator Dernhorter (Augustinerpater)
1741-1748 Georg Anton Mohr
1748-1749 Lang und Engelbert Blüm(Augustinerpater)
1749-1763 Martin Riede
1763-1775 Franz Ignaz Bernardi
1775 Honoratus Mohr (Aushilfspater)
1775-1792 Engelbert Gerlach
1793-1807 Nikolaus Schwall
1807-1809 Anton Wolf
Ab 1809 Pfarrei Maudach wird aufgehoben und als Filiale der Pfarrei Mutterstadt eingegliedert.
1809-1814 Peter Haas (Pfarrer von Mutterstadt)
1814-1822 Jakob Stamm (Pfarrer von Mutterstadt)
Auch in der Zeit der Zugehörigkeit zur Pfarrei Maudach ließen sich die Gläubigen wegen der längeren Wegstrecke bei Taufen. Trauungen und Beerdigungen in der Regel von Rheingönheim aus betreuen.
Erst ab 1730 bildete sich nach und nach wieder eine kleine katholische Kirchengemeinde in Altrip heraus, welche die seit 1556 unterbrochene katholischen Glaubenstradition wieder aufgreifen konnte.
Ab 1731 ließen sich in Altrip folgende katholische Familien nieder:
1731 Johann Jakob Hennemann, mit Maria Barbara Ries,
1740 Anton Herzog, kath. Schulmeister mit Anna Margarethe NN
1748 Johann Peter Kirschner, kath. Schulmeister mit Maria Elisabeth Geißler
1749 Johann Henrich Schmitt und Heirat 1754 mit Maria Barbara Hennemann
1766 Adam Georg Lindenfelser mit Katharina Schwitzgebel
1779 Andreas Transier mit Catharina Baumann
1779 Barthel Schweikert mit Anna Catharina Huber,
1783 Peter Münch mit Catharina Schmitt
1791 Johannes Kotter mit Maria Lindenfelser
Johann Jakob Hennemann war von 1731 bis 1765 Schultheiß von Altrip.
Barthel Schweikert war von 1770 bis 1797 Schultheiß.
Andreas Transier war von 1813-1815 ebenfalls Gemeindevorsteher.
Ab 1740 wirkten in Altrip nachstehende katholische Lehrer:
Anton Herzog, ab 1740
Johann Peter Kirschner ab 1748
Conrad Sartorius bis 1769
Peter Müsig 1769 bis 1772
Johann Nikolaus Kessler ab 1772
Im Jahre 1785 zählte Altrip 251 Bewohner, 26 davon waren Katholiken.
Im 18. Jh. war es nichts Außergewöhnliches, dass der katholische Pfarrer auch Taufen, Trauungen und Begräbnisse der Lutheraner und reformierten vornahm, so wie es auch umgekehrt vorkam, dass in protestantischen Orten die Katholiken von evangelischen Geistlichen getauft, getraut und gegraben wurden.
8. Altrip, eine Filiale der Pfarrei Waldsee
Nachdem die Pfarrei Maudach 1808 aufgelöst und nur noch als Filiale von Mutterstadt weitergeführt wurde, übernahm 1822 der Seelsorger von Waldsee die Betreuung der Altriper Katholiken.
Pfarrer von Waldsee, die für die Altriper Filiale zuständig waren:
1792-1836 Konrad Fuchs, Dekan
1836-1846 Johann Georg Ott
1846-1874 Nikolaus Riedel
1974-1884 Wilhelm Motzenbecker
1884-1892 Franz Fuchs
1892-1901 Franz Haffner
1901-1910 Georg Kuffler
1910-1925 Bernhard Brenner
1925-1934 Alfred Scheller
1934-1942 Theodor Schulz
1942-1967 Gottfried Knecht
Katholische Familienstämme im 19. Jh.
Dritschler
Hennemann
Keilbach
Keller
Kirschner
Kotter
Münch
Rief
Seibert
Transier
Wie schon vorher bei Rheingönheim und Maudach, scheuten die Altriper auch bei Waldsee die langen und unzulänglichen Wegstrecken zu den weit entfernt liegenden Ortskirchen, um die Sonntags- und Festtagsgottesdienste zu besuchen. Lieber wichen sie in das nahe Neckarau aus, das mit der Fähre gut zu erreichen war. Erst ab 1918 ließen sich vereinzelt Altriper am Fronleichnamstag und der Kirchweih in Waldsee sehen.
Der Gemeinderat sorgte sich Mitte des 19. Jh. um den Religionsfrieden im Dorf. Am 1. August 1851 trat ein „Lokalpolizeilicher Beschluss“, dessen Artikel 36 lautet: „An kirchlichen Feiertagen des einen Religionsteils darf von Seiten des anderen Religionsteils oder von Einzelnen nichts unternommen werden, was den Gottesdienst stören könnte“.
Einige bemerkenswerte Reibereien gab es unter den Konfessionen anlässlich der Erweiterung des Friedhofs an der Beethovenstraße im Jahre 1877. Die Katholiken forderten die Aufstellung eines Gedenkkreuzes aus Holz als Anregung zum persönlichen Gebet. Dieser Wunsch stieß bei den örtlichen Protestanten auf heftigen Widerstand. Darauf reagierte die Gemeinde mit einer pragmatischen Lösung. Entsprechend der prozentualen Anteile an der Gesamtbevölkerung teilte sie die Friedhofsfläche kurzerhand zu 90 % dem Protestanten und zu 10 % den Katholiken zu. Damit hatten die Katholiken die Möglichkeit, ein Kreuz zu errichten.
Zum Ende des Jahres 1924 zählte die kleine katholische Kirchengemeinde 215 Seelen. Der sieben Kilometer lange Weg zu den Gottesdiensten nach Waldsee war weit und je nach Witterung beschwerlich, die Altriper bevorzugten – wie schon in früheren Zeiten - in der Regel die nahe gelegene Nekarauer Kirche. Der Pfarrer von Waldsee, Bernhard Renner, suchte nach einer Möglichkeit, den Gläubigen innerhalb von Altrip Messen und Andachten anzubieten. Nach einigen Diskussionen unter den Gemeindemitgliedern entschloss sich schließlich Georg Nordhofen im Sommer 1925, in seinem Haus in der Beethovenstraße 15 zwei Zimmer im 1. Obergeschoß unentgeltlich für Gottesdienste zur Verfügung zu stellen. Der Raum erhielt den offiziellen Namen „St. Anna- Maria-Notkapelle“. Am Donnerstag, den 10. September 1925 feierte die kleine Gemeinde den ersten Gottesdienst im Hause Nordhofen. Künftig wurde in dieser Kapelle jeden Donnerstag und jeden 4. Sonntag im Monat eine Messe angeboten.
Zwei Jahre später, im September 1927, gelang es Pfarrer Alfred Scheller der katholischen Kirchenstiftung Eisenberg eine kleine Glocke zu 175 kg mit Schlagton d“ zum Preis von 350.- Reichsmark abzukaufen. Sie wurde im Hof des Anwesens Nordhofen aufgehängt. Sie lud zum ersten Mal am Dienstag, den 29. Mai 1928, die Gläubigen zum Gottesdienst ein.
Am 12. Februar 1926 beschloss die Kirchenverwaltung von Waldsee unter der Leitung des Ortspfarrers Alfred Scheller, für die Altriper Katholiken eine Filialkirche bauen zu lassen. Zu diesem Zweck errichteten sie mit einem Grundstock von 100.- Reichsmark eine katholische Kirchenstiftung Altrip.
Auf entsprechende Anfragen der Kirchenverwaltung Waldsee, unterbreitete die politische Gemeinde Altrip ein Angebot für einen Kirchenbauplatz. Es handelte sich um ein Grundstück von 2000 qm außerhalb des Ortszentrums in der Gewanne Ampelgarten. Nach längeren Verhandlungen konnte schließlich am 11. Juli 1927 die notarielle Beurkundung erfolgen. Im Jahre 1928 gründete sich ein Kirchenbau-Sammelverein.
Am Sonntag, den 20. Mai 1928 weilte Bischof Ludwig anlässlich einer Firmung in der Pfarrgemeinde Waldsee. Bei dieser Gelegenheit stattete der Speyerer Oberhirte auch der Altriper Notkapelle einen Besuch ab und besichtigte den neu erworbenen Kirchenbauplatz.
Zum ersten Mal fand am 28. April 1929 die Feier des Weißen Sonntags in Altrip statt. Fünf Mädchen und zwei Buben empfingen die Erstkommunion. In der Notkapelle war 1929 auch eine kleine Leihbücherei für die Gemeindemitglieder eingerichtet worden.
In der kleinen Gemeinde war im Vorfeld des geplanten Kirchenbaus eine neue Aufbruchsstimmung zu spüren. So gründeten 16 Mitglieder der Filialgemeinde einen Arbeiter-Männerverein. Kaplan Ludwig Flörchinger hatte am 16. Februar 1930 bei der Gründungsversammlung assistiert.
Ein Jahr später entstand ein kleiner Kirchenchor unter der Leitung von Hans Schmitt. Der Gemeinderat beschloss am 05. Februar 1931, der Gemeinschaft einen Saal in der Maxschule für die Chorproben zur Verfügung zu stellen.
9. Eine eigene Kirche
Der Pfarrer von Waldsee, Alfred Scheller, trieb unterdessen den Kirchenbau voran. Nach den umfangreichen Vorarbeiten und Planungen nahm er am Dienstag, den 21. Oktober 1930 in feierlicher Form den ersten Spatenstich zum Bau eines neuen Gotteshauses vor.
Am 7. Juni 1931 nahm der Geistliche im Erdgeschoß des Turms die feierliche Grundsteinlegung vor. Neben den Altriper Katholiken konnte er viele Gäste aus den Nachbarpfarreien begrüßen. In seiner Predigt würdigte er im Hinblick auf das geplante Vorhaben insbesondere das große Wohlwollen des Bischofs Sebastian und den bemerkenswerten Opfergeist der Katholiken von Altrip. Zugleich deutete er an, dass das neue Gotteshaus, anknüpfend an vorreformatorische Tradition, unter dem Patronat von Petrus und Paulus stehen soll.
Noch im gleichen Jahr konnte die Fertigstellung der Kirche erreicht werden. Die feierliche Einweihung nahm Bischof Dr. Ludwig Sebastian am Sonntag, den 18. Oktober 1931 vor. Nicht nur die in Altrip wohnenden 270 Katholiken, sondern auch die Protestanten im Dorf nahmen an dem festlichen Ereignis lebhaften Anteil: Die Glocken der protestantischen Kirche ließen ihr feierliches Geläut ertönen, die verschiedensten Ortsstraßen waren reich beflaggt und viele evangelische Christen wohnten dem denkwürdigen Festakt bei. Die politische Gemeinde verzichtete ihrerseits auf die Gebühren, die anlässlich der Bekanntmachung der Einweihung und der öffentlichen Beflaggung fällig gewesen wären.
Der Speyerer Bischof Sebastian war am Tag der Kirchweihe um 8 Uhr schon am Dorfeingang von Altrip vorgefahren. Drei Böllerschüsse zeigten seine Ankunft an. Eine Radfahrergruppe des Arbeiter- und Radfahrerbundes „Solidarität“ und eine Reitergruppe holten den Oberhirten an der ehemaligen Villa Baumann ab. Begleitet von der Blaskapelle Weber und mehreren Fahnenträgern macht sich der Zug auf den Weg zur Notkapelle im Hause Nordhofen. Dort wurde der Bischof von Pfarrer Scheller begrüßt. Der katholische Kirchenchor trug ein Lied vor und die Tochter von Georg Nordhofen überreichte dem Oberhirten ein Blumengebinde aus den dörflichen Gärten. Darauf setzte der Festzug seinen Weg fort bis zum neuen Gotteshaus.
Dort nahm der Bischof die Weihe der Kirche vor, die unter die Patronate von St. Petrus und St. Paulus und zusätzlich von St. Petrus Canisius gestellt wurde. Nach der Konsekration feierte er die erste Messe im neuen Gotteshaus. Die katholischen Kirchenchöre aus Altrip, Waldsee und Neuhofen sorgten für den musikalischen Rahmen.
Nach einer Andacht am Nachmittag versammelten sich Katholiken und Gäste im „Schwanen“. Dort wurden die Glückwünsche der protestantischen Kirche, des Bezirksamtes und der Gemeindeverwaltung Altrip überbracht. Am Abend bewegte sich ein Fackelzug vom „Schwanen“ zur Kirche. Nach drei Böllerschüssen sang die Festgemeinde das „Großer Gott wir loben Dich“, als Abschluss wurde der Neubau bengalisch rot und grün beleuchtet.
Das neue Gotteshaus, ein Klinkerbau, hatte eine Länge von 23 Metern und eine Breite von 12 Metern. Der Turm stand als Campanile neben dem Hauptschiff. Langhaus und Chor waren mit zehn buntverglasten Fenstern versehen, links und rechts vom Altar zeigten zwei Fensterbilder die Schutzpatrone Petrus und Paulus.
Am 28. Oktober 1931 beschwerten sich die Altriper Katholiken beim Ordinariat Speyer über das unzureichende Angebot an Gottesdiensten durch die Mutterpfarrei Waldsee. Bisher seien alle acht oder vierzehn Tage eine Werktagsmesse und nur einmal monatlich eine Sonntagsmesse mit Predigt und Christenlehre angesetzt. Sie forderten eine Umpfarrung nach Rheingönheim oder Neckarau. Das Ordinariat lehnte den Antrag ab und verwies auf die weitere Zuständigkeit der Pfarrei Waldsee. Die vorgeschlagene Aushilfe durch den kränklichen geistlichen Rat Bernhard Brenner, ehemals Pfarrer von Waldsee, brachte keine wesentliche Verbesserung.
Die Freude am eigenen Gotteshaus währte für die Altriper Katholiken nicht lange. Denn am 18. Dezember 1943 wurde die Kirche St. Peter und Paul bei einem alliierten Fliegerangriff vollständig zerstört. Zwei Sprengbomben hoben das Dach weg und rissen die Außenwände und den Turm um. Lediglich der Chorraum mit der Kreuzigungsgruppe und die Sakristei blieben als Trümmerreste stehen. Wiederverwendbare Teile der Innenausrüstung wurden von Pfarrer Gottfried Knecht und Pater Marianus aus dem Minoritenkloster Oggersheim in mühevoller Kleinarbeit geborgen und in Sicherheit gebracht. Die ehemalige Sakristei konnte fortan nach geringfügigen Renovierungen als Not-Gottesdienstraum genutzt werden. Im Januar 1944 besichtigte Bischof Dr. Joseph Wendel die Trümmerreste der Kirche.
Die in Altrip durchgeführte Mission vom 13. Bis 20. Februar 1949 fand eine gute Resonanz. Der Missionar bestätigte, dass die Mission kein Fehlschlag war, aber er befürchtete, dass „die Herde bald wieder zerstreut sein wird“. Die Filialpfarrei fühlte sich nämlich von Waldsee vernachlässigt, denn es war unmöglich, die Gläubigen von dort aus ausreichend zu betreuen. In der Gemeinde kamen Forderungen nach einem eigenen Pfarrer hoch.
10. Bau einer neuen Kirche
Mit Schreiben vom 30. August 1950 bat das Ordinariat Speyer die Pfarrei Waldsee, die Betreuung des Ortes Altrip zu verbessern. Der Zustand des religiösen Lebens sei dort katastrophal.
Ein Jahre später betrieb der Seelsorger Gottfried Knecht energisch den Wiederaufbau der Altriper Kirche. Nachdem die Baugenehmigung vorlag und die bischöfliche Finanzkammer die Finanzierung des Neubaus zugesichert hatte, nahm Pfarrer Knecht am 23. August 1954 den ersten Spatenstich vor. Am 7. November 1954 segnete der frühere Pfarrer und nunmehrige Domkapitular Alfred Scheller den Grundstein des neuen Gotteshauses, der über dem früheren Grundstein von 1931 im Erdgeschoß des Turms eingemauert wurde. Die liturgische Konsekration nahm Bischof Dr. Isidor Markus am 11. Dezember 1955 vor. An der feierlichen Veranstaltung nahmen nicht nur Katholiken aus Altrip und Waldsee und viele Geistliche teil, sondern auch eine große Anzahl von Altriper Protestanten. Neben Landrat Dr. Kurt Becker-Marx und Ortsbürgermeister Philipp Hermann Hook waren etliche Gemeineräte und Vereinsvertreter erschienen. Unter der Leitung von Heinz Tremmel nahmen auch die Kirchenchöre von Waldsee und Altrip an der Konsekration teil, ebenso die Sankt-Georgs-Pfadfinder unter der Leitung von Norbert Hauk. Am Nachmittag trafen sich die Gemeindemitglieder im Gasthaus „Zum Himmelreich“ und feierten bis zum späten Abend.
Der verantwortliche Architekt war Ludwig Ihm von Speyer, der 1953/1954 auch die Pläne für die Kirche St. Bernhard in Speyer erstellt hatte. Ihm war insofern eine gute Lösung gelungen, als er die Achse des vormaligen Kirchenschiffes um 90 Grad drehte und den erhalten gebliebene Teil des Turmes wieder verwendete und entsprechend erhöhte. Das Kirchenschiff ist deutlich größer als beim Vorgängerbau: Der Raum enthält 228 Sitzplätze im Schiff und 50 Sitzplätze auf der Empore, außerdem sind 150 Stehplätze vorgesehen. Der Baustil entspricht dem damaligen nüchternen und funktionalen Zeitgeschmack. Der nach Norden ausgerichtete Putzbau vereint in hausartiger Schlichtheit das Kirchenschiff, die Sakristei und verschiedene Nutzräume unter einem unterschiedlich tief herabgezogenen Satteldach. Im Nordosten befindet sich, angelehnt an die Apsis, der hohe Turm mit Zeltdach. Die Kirche war anfangs mit einer Backsteinmauer umgeben, die allerdings 1965 aus ästhetischen Gründen bis auf den Rest eines kleinen umlaufenden Sockels abgerissen wurde.
Bei der spärlichen Innenausstattung der Kirche fehlte eine Orgel. Deshalb vermachte Domkapitular Scheller, der frühere Pfarrer von Waldsee, der Gemeinde neben einem Betstuhl ein Harmonium.
Im Jahre 1960 wurde im Anbau der Kirche eine neue Pfarrbücherei eingerichtet. Der Buchbestand umfasste anfangs 1410 Bücher. Obwohl das Interesse in den ersten Jahren groß war, musste die Einrichtung aufgrund des erweiterten Angebots der Gemeindebücherei anfangs der 90er Jahre wieder geschlossen werden.
Bischof Isidor Markus von Speyer errichtete mit Urkunde vom 23. September 1960 amtlich die „Katholische Pfarrei Altrip“. Das Ministerium für Unterricht und Kultus verlieh ihr am 14. November 1960 die Eigenschaft einer Körperschaft des öffentlichen Rechts.
In den nachfolgenden Jahren bewegten die Vorbereitungen des II. Vatikanischen Konzils (1962-1965) die Gemüter der Gläubigen. Man erwartete vor allem Fortschritte in die Wiederherstellung der Glaubenseinheit.
Seit 1822 wurde die katholische Pfarrgemeinde seelsorgerisch von Waldsee aus betreut. In den Nachkriegsjahren nahm die Zahl der Katholiken ständig zu, so dass sich auch die Bedeutung des Filialbereichs innerhalb der Pfarrei Waldsee wandelte. So war der Zeitpunkt für die Einsetzung eines eigenen Geistlichen für den Seelsorgebereich Altrip gekommen. Nach der Urkunde des Bischofs Isidor Markus vom 12. Februar 1963 wurde Altrip zu einer selbständigen Kuratie innerhalb der Pfarrei Waldsee. Das Ordinariat Speyer setzte mit Wirkung vom 1. Mai 1963 Albert Kraus als örtlichen Pfarrer ein.
11. Altrips erster katholischer Pfarrer
Der neue Pfarrer wohnte ab 29. April 1963 zunächst in einem Privathaus zur Miete. Daher ist es verständlich, dass er sich engagiert für den baldigen Neubau eines Pfarrhauses einsetzte. Nach längeren Verhandlungen mit verschiedenen Behörden stellte die politische Gemeinde gegenüber der Kirche einen Bauplatz zur Verfügung. Im Mai 1964 wurde mit den Bauarbeiten begonnen, im Dezember desselben Jahres konnte der Seelsorger in das neue Pfarrhaus in der Parkstraße einziehen.
Bisher musste die Altriper Pfarrgemeinde an Fronleichnam in den Nachbargemeinden, hauptsächlich in Waldsee, am Gottesdienst und der Prozession teilnehmen. Pfarrer Kraus ließ zum 13. Juni 1963 im Waldpark drei Altäre aufbauen, zu denen die Prozession von der Kirche aus ihren Weg nahm. Die Pfarrei Waldsee stiftete eine Monstranz. Für das Dorf war die Fronleichnamsprozession ein besonderes Ereignis. Auch viele Protestanten fanden sich im Waldpark ein und nahmen still an den Feierlichkeiten teil.
Die Pfarrkirche erhielt im Jahre 1965 eine Heizung, die durch Spenden aus der Gemeinde finanziert wurde.
Nach der Einweihung der Kirche 1955 schenkte Domkapitular Scheller der Gemeinde sein privates Harmonium, auf dem nun regelmäßig bis 1966 Franz Maier aus Altrip die Gemeindegesänge begleitete. Das Instrument ist heute noch betriebsfähig und steht neben der Orgel auf der Empore.
Die Pfarrgemeinde Wörth erhielt 1953 eine neue Orgel der Orgelbaufirma Ott in Göttingen.
Fünf Jahre später musste die alte Kirche abgerissen und ein neues größeres Gotteshaus errichtet werden. Der Verwaltungsrat in Wörth beschloss damals, eine neue, größere Orgel anzuschaffen. .
Pfarrer Kraus erhielt 1965 von der bischöflichen Finanzkammer einen vertraulichen Tipp, dass die Pfarrgemeinde in Wörth seit 1958 eine Orgel lagert, für die sie keine Verwendung hat.
Nach einer Rücksprache mit dem Ortspfarrer erreichte Pfarrer Kraus, dass die Kirchenverwaltung von Wörth bereit war, das Instrument unserer Gemeinde zu schenken. Ein hiesiges Gemeindemitglied übernahm den kostenlosen Transport der einzelnen Teile nach Altrip. Orgelbauer Wehr aus Haßloch setzte das Instrument anfangs 1966 wieder instand. Die Aufstellungs- und Stimmkosten von 8.560.- DM spendeten die Altriper Katholiken. Die feierliche Orgelweihe fand am 20. März 1966 durch Herrn Dekan Schütt statt. Ein Chor unter der Leitung von Franz Zöller, Speyer, umrahmte den Festakt. Die Orgel wurde von Studienrat Rudolf Dister, Speyer, vorgestellt.
Am Sonntag, den 23. Oktober 1966 trafen sich die Kirchenchöre des Dekanats Speyer-Nord zum Dekanatsmusiktag in Altrip. Neun Chöre übernahmen die Gestaltung der einzelnen liturgischen Teile der Sonntagsmesse. Sinn des Musiktages war, die neuen Betätigungsmöglichkeiten der Kirchenchöre nach der Zulassung des muttersprachlichen Gottesdienstes durch das 2. Vatikanische Konzil aufzuzeigen.
Am 12. Mai 1968 wählte die Katholische Pfarrgemeinde ihren ersten Pfarrgemeinderat. Er setzte sich wie folgt zusammen:
Gewählte Mitglieder:
1. Hook, Klara
2. Adler, Mathias
3. Hess, Heinz
4. Noe, Ludwina
5. Maier, Franz
6. Alfred,
7. Braun, Theresia,
8. Wild, Andreas,
9. Winter, Helmut,
Delegierte Mitglieder:
10. Hauk, Marianne, (BV)
11. Nyari, Georg, (CAJ)
12. Böhmerl, Hans, (DPSG)
Berufene Mitglieder:
13. Abel, Wilhelm
14. Dr. Krahé, Eduard
15. Sommer, Anna
Amtliche Mitglieder:
16. Kraus, Albert (Pfarrer)
17. Wunderlin, Maria (Pfarrhelferin)
18. Von Loe, Karla (Verwaltungsrat)
In der konstituierenden Sitzung am 19.06.1968 wurden gewählt:
1. Vorsitzende: Von Loe, Karla
2. Stellvertreter der Vorsitzenden: Krahé, Eduard
3. Schriftführer: Hess, Heinz
In Altrip war aufgrund der Bevölkerungszunahme der Bau eines zweiten Kindergartens notwendig geworden. Zu diesem Zweck überließ die politische Gemeinde am 18. September 1964 der katholischen Pfarrei kostenlos einen Bauplatz von 1366 qm in der Heinrich-Heine-Straße. Die Kirchenverwaltung beschloss das Bauvorhaben am 24. November 1965. Planung und Bauleitung übernahmen das Bischöfliche Bauamt in Speyer. Nach einigen anfänglichen Schwierigkeiten konnte der Bau endlich im Dezember 1966 begonnen werden. Der Rohbau war im April 1967 fertig. Aufgrund der sehr zäh fließenden finanziellen Unterstützungen des Landes und der Gemeinde verzögerte sich der Innenausbau. Die Einweihung erfolgte schließlich am 28. Oktober 1968 durch Herrn Domkapitular Prälat Wokart. Am 01. November 1968 wurde der Betrieb eröffnet. Der Kindergarten trägt den Namen des in Altrip um 840 geborenen Mönchs und Prümer Abtes Regino.
Im November 1970 stellte die Pfarrei in der Kirche einen neuen Ambo in der Gestalt eines sterbenden Pelikans auf. Der junge Steinbildhauer Franz Werner Müller-Steinfurth aus Speyer hatte dieses Werk als Prüfungsstück aus pfälzischem Sandstein geschaffen. Die Flügel sind auf der Rückseite so gestaltet, dass ein Lektorenbuch aufgelegt werden kann.
Seit 1947 besteht in Altrip die Deutsche Pfandfinderschaft St. Georg (DPSG). Jungen und Mädchen ab 10 Jahren trafen sich regelmäßig zu wöchentlichen Gruppenstunden. Ziel der Bewegung war die Entfaltung der Persönlichkeit, die Anleitung zur Selbständigkeit, zur Mitmenschlichkeit und Mitverantwortung in der Gesellschaft. Eine eindrucksvolle Demonstration der Völkerverständigung war das Treffen von amerikanischen und deutschen Pfadfindern in Altrip bei einer Nikolausfeier im Advent 1970. Sämtliche Gruppen der amerikanischen Gemeinde „Franklin Village“ in Mannheim waren vertreten. Zwei Jahre währte der Kontakt zwischen den Altriper Pfadfinderinnen und den North-Atlantic-Girls-Scouts. Die Begegnungen wurden für alle Beteiligte zu einem unvergesslichen Erlebnis. In der Zeit von 1974 bis 1988 fanden jedes Jahr Freizeiten in pfälzischen DPSG - Zeltlagern statt.
Der Kontakt zwischen den beiden Ortsgeistlichen war von je her gut. Gemeinsame Gottesdienste von Katholiken und Protestanten stießen vor 1971 noch auf vehemente Ablehnung. Am Mittwoch, den 26. Mai 1971 trafen sich Protestanten und Katholiken in der protestantischen Kirche erstmals zu einer gemeinsamen Gebetsandacht. Der protestantische Pfarrer von Rheingönheim, Werron, Vikar Heidelberger und Pfarrer Kraus unterstrichen in ihren Ausführungen die aufkommende Sehnsucht nach Einheit im Glauben. Die Veranstaltung fand eine gute Resonanz, die Kirche was so voll gewesen wie sonst an der Konfirmation. Der protestantische Kirchenchor umrahmte das Geschehen mit dem Vortrag zweier Pfingstliedern.
Im Jahre 1974 fanden zwei gemeinsame Passionsgottesdienste statt, die wiederum gut besucht waren. 1976 folgte eine ökumenische Bibelwoche. Ab 1978 wurde der Weltgebetstag der Frauen gemeinsam begangen. Im Jahre 1986 führte man ökumenische Schulgottesdienste ein. Seit 1994 findet am Fischerfest ein ökumenischer Gottesdienst statt, der von einem Liturgieausschuss vorbereitet wird. Angebotene ökumenische Bibelabende finden bis heute einen guten Zuspruch.
Auf Antrag der Altriper Kirchenverwaltung sowie nach der Anhörung des Domkapitels und des Priesterrates der Diözese löste Bischof Friedrich Wetter mit Urkunde vom 28. September 1973 die bisherige Kuratie Altrip endgültig aus der Pfarrei Waldsee und wandelte sie in eine selbständige Pfarrei um.
Im Jahre 1973 erhielt die Kirche eine Lautsprecheranlage.
Ab 1974 führte die Pfarrei an der Maxschule ein „Christkindlmarkt“ durch. Der Reinerlös war für den Bau eines Pfarrzentrums bestimmt. Nach Fertigstellung des Edith-Stein-Hauses fand der Adventsbasar im neuen Gemeindezentrum statt.
Die Liturgiekonstitution des 2. Vaticanums (1962-1965) hatte eine Neugestaltung des Altarraumes notwendig gemacht. Der Pfarrer feierte jetzt das Messopfer mit dem Gesicht zur Gemeinde. Daher wurde 1975 der Altar vorgesetzt, die Stufen mussten entsprechend geändert werden.
Auf Anregung des Pfarrers Albert Kraus gründeten 21 Frauen der Pfarrei am 12. Oktober 1976 die Ortsgruppe der „Katholischen Frauen Deutschlands“(kfd). Domvikar Fritzinger und die Diözesanvorsitzende Nicola, beide aus Speyer, gewährten Starthilfe und führten die Wahl des Führungskreises durch.
In der Zeit vom 26. Februar bis 13. März 1977 führte die Pfarrei mit Unterstützung des Aachener Paters Franz Mehwald eine Gemeindemission durch. Die Gottesdienst- und Predigtreihe bot den Gottesdienstbesuchern die Möglichkeit, sich neu zu orientieren und den Glauben zu vertiefen.
Um die Seelsorger von Waldsee, Otterstadt, Limburgerhof, Neuhofen und Altrip von Verwaltungsaufgaben zu entlasten und die ehrenamtlichen Helfer der Pfarrgemeinden zu unterstützen, wurde im Juni 1978 die Geschäftsstelle des Pfarrverbandes mit Sitz in Waldsee eröffnet. Verantwortlicher Leiter des neu gegründeten Pfarrverbandes war Pfarrer Albert Kraus aus Altrip. Als Geschäftsführerin des Pfarrverbandsbüros wirkte Marianne Hauk, ebenso aus Altrip.
Eine Überprüfung der Kirchenfenster im Jahre 1976 machte deren Erneuerung notwendig. Nach vielen Überlegungen und Gesprächen mit dem Künstler Valentin Feuerstein aus Neckarsteinach entschied sich Pfarrer Kraus zusammen mit der Kirchenverwaltung für eine künstlerische Gestaltung der inneren Scheiben der Doppelverglasung durch Herrn Feuerstein. Es handelte sich um die drei Fenster unter der Empore und die sechs Fenstern im Kirchenschiff. Die Fenster im Chor sollten ohne besondere Bearbeitung bleiben. Pfarrer Kraus legte die Themen zu allen Fenstern fest. Die Fenster im Kirchenschiff sollten allerdings nicht voll ausgemalt werden, damit die Kirche nicht zu dunkel wird. Nach den Mal- und Ätzarbeiten durch den Künstler Valentin Feuerstein wurden die Blei-Glas-Arbeiten von den Glaskunstwerkstätten in Karlsruhe vorgenommen. Am Patronatsfest Peter und Paul 1979 konnte Pfarrer Kraus der Gemeinde die neuen Fenster zeigen und die einzelnen Darstellungen erklären.
Bereits im Jahre 1968 plante Pfarrer Kraus den Bau eines Pfarrzentrums. Nachdem die Kirchenverwaltung am 30. Mai 1975 dem Vorhaben zugestimmt hatte, konnte die Baugenehmigung nach der Überwindung erheblicher Schwierigkeiten erst 1978 erteilt werden. Am 20. September 1978 vollzog Pfarrer Kraus eigenhändig mit einem Bagger den symbolischen ersten Spatenstich. Zum Richtfest am 16. März 1979 war die gesamte Pfarrei eingeladen. Die protestantische Kirchengemeinde stellte ihr Gemeindezentrum für einen Imbiss zum Ausklang der Feierlichkeiten zur Verfügung. Die Einweihung des Pfarrzentrums erfolgte schließlich am 2. September 1979 durch Weihbischof Ernst Gutting. Das Pfarrheim trägt den Namen Edith-Stein-Haus.
Seit Jahren war eine Gestaltung der Chorwand im Gespräch, welche die Kreuzigungsgruppe ersetzen sollte. Pfarrer Kraus pflegte seit längerer Zeit Kontakte zu dem Speyerer Künstler Wolfgang Müller, der als Schriftsteller und Maler unter dem Namen Manuel Thomas bekannt war. Beide einigten sich auf die Herstellung eines Wandschmucks für die Apsis in Form eines siebenteiligen Gemäldezykluss. Generalthema ist die christliche Botschaft von der Verwandlung von Leid in Freude, von Tod in Leben. Es sind keine gegenständliche Darstellungen, sondern sehr fein und tief empfundene Übersetzungen von Vorstellungen, die sich nicht auf den ersten Blick erschließen, in die man sich in Ruhe „hineinsehen“ muss.
Die Vorstellung der neuen Bilderwand erfolgte am 23. Mai 1981 mit einer Podiumsdiskussion, an der auch der Künstler Manuel Thomas teilnahm.
Aus dieser Zeit stammen auch der Tabernakel und ein Evangelienbuch, welche mit kostbaren Emailarbeiten des Pfarrers Hermann Mathes geschmückt sind.
Mit einem Fest- und Dankgottesdienst gedachte die Pfarrei am 13. Dezember 1980 der Kirchweihe vor 25 Jahren. Die Predigt hielt Pfarrer Richard Abt aus Waldsee.
Am 08. Mai 1982 wurden durch Bischof Friedrich Wetter Klara Hook und Günter Berlinghof zur Mithilfe bei Austeilung der Kommunion beauftragt.
Im Spätherbst 1982 erreichte die Gemeinde eine Hiobsbotschaft. Der allseits beliebte und unermüdlich engagierte Pfarrer Albert Kraus wurde mit Wirkung vom 01. Dezember 1982 zum Pfarrer von Limburgerhof ernannt. Er war der erste und gleichzeitig auch der letzte Pfarrer am Ort. Die Pfarrei Altrip wurde nunmehr von Pfarrer Hermann Mathes aus Neuhofen mit betreut. Am 09. Januar 1983 verabschiedete sich die Gemeinde von ihrem langjährigen Seelsorger Albert Kraus mit einem Gottesdienst, in dem ihm die Pfarrei Altrip für seine seelsorgerische Tätigkeit und seinen persönlichen Einsatz herzlich dankte.
12. Die Zeit nach Pfarrer Kraus
Die Betreuung der Pfarrei Altrip übernahm anschließend Pfarrer Hermann Mathes (1983-1989), der seinen Dienstsitz in Neuhofen hatte.
Herr Winfried Semmler, der vom August 1983 bis Weißen Sonntag 1984 sein theologisches Seelsorgepraktikum in Limburgerhof und Altrip absolvierte, wurde in der Zeit vom 01. August 1984 bis 1. September 1988 zur Unterstützung der örtlichen Seelsorger als Pastoralassistent den Pfarreien Neuhofen und Altrip zugewiesen.
Ab 01. August 1985 wurde zusätzlich Pastoralassistent Norbert Geis in Altrip und Neuhofen eingesetzt, der mit seiner Familie im Pfarrhaus Altrip wohnte. Er teilte sich bis September 1988 die Ganztagsstelle mit Winfried Semmler, der im September 1988 die Pfarrei verließ. . Norbert Geis blieb noch bis Juni 1991 in der Pfarrei tätig.
Pfarrer Mathes feierte mit einem Festgottesdienst am 01. April 1987 in der Altriper Peter und Paul Kirche sein silbernes Priesterjubiläum. Die Gestaltung des Festgottesdienstes hatten der Gemischte Chor des Männergesangvereins Altrip, die seit 1983 bestehende Schola der Pfarrgemeinde, der Posaunenchor Neuhofen sowie der Organist Hans-Jürgen Kaiser übernommen. Beim anschließenden Festakt im Edith-Stein-Haus würdigten Vertreter der Pfarreien, der politischen Gemeinden, des Pfarrverbandes, der Kindergärten sowie der evangelischen Kirchengemeinden die Zusammenarbeit mit dem Jubilar.
Leider verließ am 01. Mai 1989 Pfarrer Mathes die Pfarreien Neuhofen und Altrip, um eine Pfarrstelle in Hambach anzutreten. Er wurde am 30. April 1989 in der St. Peter und Paul-Kirche Altrip feierlich verabschiedet. Pfarrer Albert Kraus aus Limburgerhof übernahm bis zum Stellenantritt eines neuen Pfarrers die Stelle eines Administrators.
Der neue Seelsorger für Neuhofen und Altrip, Pfarrer Michael Hergl, trat sein Amt zum 01. September 1989 an. Am Sonntag, den 03. September 1989 erfolgte seine Einführung jeweils mit einem Festgottesdienst um 10 Uhr in Altrip und um 17 Uhr in Neuhofen.
Im Januar/Februar 1991 unterzog die Fa. Hugo Mayer, Heusweiler, die inzwischen in die Jahre gekommene Orgel einer gründlichen Renovierung.
Am 8./9. Juni 1991 verabschiedete sich Pastoralreferent Norbert Geis in einem Gottesdienst von den Gemeinden Neuhofen und Altrip. Sein Nachfolger wurde der aus Speyer stammende Bernhard Werner als Gemeindereferent.
In den Jahren 1989/93 forderten die Eltern wegen beengter Raumverhältnisse und veralteten Sanitäranlagen energisch einen Umbau und eine Sanierung des Kindergartens Regino. Nach vielen Gesprächen und Verhandlungen konnte am 14. Juni 1993 der erste Spatenstich für den notwendigen Erweiterungsbau stattfinden. Im Anschluss an den Neubau sollte das alte Gebäude des inzwischen 25jährigen Kindergartens saniert werden. Das Vorhaben gestaltete sich mühsam und langwierig. Erst im Januar 1995 konnten die Kinder die neuen und sanierten Räumlichkeiten in Besitz nehmen. Die Wiedereinweihung durch Domkapitular Dr. Weis fand am 10. März 1995 statt. Am darauf folgenden Tag war Gelegenheit gegeben, das Gebäude zu besichtigen.
In einer kleinen Feierstunde wurde am 10. April 1995 die langjährige Geschäftsführerin des katholischen Pfarrverbandes Waldsee-Limburgerhof, Frau Marianne Hauk, verabschiedet. Der Leiter des Pfarrverbandes, Herr Pfarrer Albert Kraus dankte der Altriperin für ihre 17-jährige engagierte Tätigkeit im Pfarrverbandsbüro.
Mit einem Festgottesdienst am 10. Dezember 1995 feierte die Altriper Pfarrgemeinde das vierzigjährige Kirchenjubiläum. Der Chor der Dompfarrei sang die Missa in C von Johann Ernst Eberlin (1702-1762).
Am 06. Oktober 1996 beging die kfd Altrip ihr 20-jähriges Bestehen. Inzwischen sind alle Altersgruppen und beide Konfessionen in der Gemeinschaft vertreten. Zum Programm gehören sowohl Gottesdienste, Bibelabende, Bildungsangebote als auch die Mitarbeit bei kirchlichen Festen. Mit Sach- und Geldspenden werden Missionsstationen in Afrika und Lateinamerika unterstützt. Seit 1981 organisieren die Frauen der kfd den jährlichen Adventsbasar. Über die Ortsgrenzen hinaus ist die jährliche Faschingsveranstaltung immer eine besondere Zugnummer für die Fastnachtsliebhaber.
Im Alter von 71 Jahren verstarb am 27.12.1999 nach schwerer Krankheit Pfarrer Albert Kraus. Der beliebte Seelsorger, der 20 Jahre in Altrip tätig war, hatte seine Schaffenskraft in Altrip ganz in den Dienst umfangreicher Baumaßnahmen gestellt. Der Bau des Pfarrhauses, des Kindergartens Regino sowie des Edith-Stein-Hauses fielen in seine Wirkungszeit. Daneben unternahm er erhebliche Anstrengungen, die Kirche seinen Vorstellungen entsprechend neuzeitlich zu gestalten. Dazu gehörten neben der Versetzung des Hochaltars und der Anschaffung der Orgel der Einbau der künstlerisch gestalteten Fenster und der sieben Bilder der Chorwand. Das Requiem fand am 04. Januar 2000 in der Pfarrkirche St. Mauritius in Blieskastel/Lautzkirchen statt. Die Altriper Pfarrgemeinde hatte ihm sehr viel zu verdanken.
Nach dem Tod von Pfarrer Kraus, der den Pfarrverband Waldsee-Limburgerhof seit 1977 geleitet hatte, ernannte Bischof Anton Schlembach im März 2000 Pfarrer Michael Hergl zu dessen Nachfolger. Im August 2000 wurde die Pfarreiengemeinschaft Altrip, Limburgerhof, Neuhofen gegründet. Pfarrer Hergl übernahm damit auch die Verantwortung für die Pfarrei Limburgerhof.
Beim ersten ökumenischen Gemeindefest am 13. August 2000 stellten über 30 Gruppen der beiden Konfessionen ihre Arbeiten vor. Im Waldpark hatten sich 350 Teilnehmer eingefunden, um während eines ökumenischen Gottesdienstes 2000 Jahre Christentum zu feiern. Es war eine rundum gelungene Veranstaltung, die leider nur einmal stattgefunden hat.
Herr Studiendirektor i. R., Pfarrer Josef Mann, verstarb am 17. Mai 2001 im Alter von 74 Jahren. Der Theologe hatte zur Unterstützung des Gemeindeseelsorgers ab 1983 in Altrip regelmäßig mit der Gemeinde die Sonntagsmesse gefeiert.
Bischof Anton Schlembach verlieh mit Wirkung vom 01. Dezember 2004 Pfarrer Hergl die Pfarreien St. Josef in Neustadt und St. Johann Baptist in Mußbach. Zum 01. April 2005 übernahm Pfarrer Albrecht Effler die Pfarreiengemeinschaft Altrip-Neuhofen-Limburgerhof.
Der neue Seelsorger wurde in einem festlichen Gottesdienst am 08. Mai 2005 in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Neuhofen von Dekan Peter Nirmaier in sein Amt eingeführt. Die Leitung des Pfarrverbandes übertrug Bischof Anton Schlembach Pfarrer Thomas Buchert in Waldsee.
Vom 11.-15. August 2005 machte eine größere Gruppe französischer Jugendlicher in Altrip Zwischenstation auf dem Weg zum Kölner Weltjugendtag. Der gemeinsame Gottesdienst und der Begegnungsabend waren unvergessliche Erlebnisse für alle Teilnehmer.
Am 11. Dezember 2005 beging die Pfarrgemeinde in feierlicher Form das 50. Kirchenjubiläum. Zum Festgottesdienst sang der Protestantische Kirchenchor die Missa brevis von Charles Gounod.
Im Sommer verließ Gemeindereferent Bernhard Werner auf eigenen Wunsch die Pfarrei Altrip. Herr Werner war ab 01.08.2008 in der Pfarrei Christkönig Ludwigshafen-Oggersheim tätig. Die Verabschiedung fand während eines Familiengottesdienstes am 14. Juni 2008 statt. Mit seiner Nachfolge in Altrip wurde Pastoralreferent Manfred Heitz betraut.
In der Osternacht 2009 stellte der frühere Pfarrer Hermann Mathes einen neuen Osterleuchter vor, den er eigens für die Altriper Kirche entworfen und hergestellt hatte. Er enthält eine Vielzahl von Medaillons aus Email, die besondere Ereignisse und Personen des Alten und des Neuen Testamentes darstellen.
Nachdem aufgrund des Priestermangels abzusehen war, dass Altrip keinen eigenen Pfarrer mehr erhält, verkaufte der Verwaltungsrat am 17. April 2009 das leer stehende Pfarrhaus.
Pfarrer Albrecht Effler wurde zum 01. September 2010 von der Pfarrei St. Peter und Paul entpflichtet. Die offizielle Verabschiedung fand in der Sonntagsmesse am 29. August 2010 statt.
Ab 1. September 2010 übernahm Pfarrer Thomas Buchert aus Waldsee die Verantwortung für die Seelsorge in Altrip. Seine Einführung geschah am 12. September 2010. Ab 1. September 2010 gehörte Altrip der Pfarreiengemeinschaft Altrip-Otterstadt-Waldsee mit Sitz in Waldsee an.
Am 1. September 2011 übernahm Pfarrer Buchert die Pfarreiengemeinschaft Bellheim. Seit dieser Zeit Frank Aschenberger der zuständige Pfarrer für Altrip. Er betreut die Pfarreiengemeinschaft Altrip, Limburgerhof, Neuhofen, Otterstadt und Waldsee und hat seinen Dienstsitz in Waldsee.
Ein immer stärker werdender Priestermangel, zunehmende Kirchenaustritte und rückläufige Gottesdienstbesuche erforderten Änderungen in den diözesanen Seelsorgestrukturen. Im Bistum Speyer wurden im Laufe dieses Jahres 346 Seelsorgestellen zu 123 Pfarrgemeinschaften zusammengeschlossen. In der Regel ist ein Pfarrer für 5 Pfarreien zuständig. Der angestoßene Prozess „Gemeindepastoral 2015“ soll in den nächsten Jahren in die Praxis umgesetzt werden. Wie sich die Umstellung auf das Glaubensleben der Gemeinde auswirkt, muss abgewartet werden. Zweifellos wird die Präsenz der Kirche für den einzelnen Gläubigen anonymer, persönliche Bindungen zum Seelsorger werden seltener werden. Viele Katholiken werden sich in den neuen Strukturen nicht mehr zuhause fühlen.
Die durch das II. Vaticanum ausgelöste Begeisterung für die von Katholiken und Protestanten ersehnte kirchliche Einheit ist inzwischen erlahmt. Im Laufe der letzten Jahre traten die grundsätzlichen Unterschiede zwischen den Glaubenslehren, die in über 450 Jahren der Kirchenspaltung angewachsen und entsprechend verfestigt sind, wieder deutlicher zutage. Die Kirchen beschäftigen sich gegenwärtig wieder mehr mit der Festigung ihres eigenen theologischen Profils, was zwangsläufig zu einer gegenseitigen Distanzwahrung führen muss. Dessen ungeachtet wünschen sich beide Kirchengemeinden auf der örtlichen praktischen Ebene im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten weiterhin eine gute Zusammenarbeit. Pfarrer Kraus schließt einen Beitrag zur katholischen Kirchengeschichte in Altrip mit den Worten:
„Möge das Jahr nicht allzu fern sein, in dem es möglich wird, nur noch von der einen Gemeinde Jesu Christi zu sprechen“.
Anhang
Bisherige Pfarrer von Altrip
1963-1983 Albert Kraus, Dienstsitz in Altrip
1983-1989 Hermann Mathes, Dienstsitz in Neuhofen, Betreuung von Neuhofen und Altrip
1989-2004 Michael Hergl, Dienstsitz in Neuhofen, Betreuung von Neuhofen und Altrip, zusätzlich ab 2000 Limburgerhof
2005-2010 Albrecht Effler, Dienstsitz in Neuhofen, Betreuung von Neuhofen, Altrip, Limburgerhof
2010-2011 Thomas Buchert, Dienstsitz in Waldsee, Betreuung von Waldsee, Otterstadt und Altrip
2011- Frank Aschenberger, Dienstsitz in Waldsee, Betreuung der Pfarreiengemeinschaft Altrip, Limburgerhof, Neuhofen, Otterstadt, Waldsee.
Aus der Pfarrei stammende Seelsorger
Martin Olf, Priesterweihe am 28. Juni 2003, Primizfeier in Altrip am 29. Juni 2003.
Andreas Herbert Schneider, aufgewachsen in Altrip, später in Schwetzingen, Priesterweihe
1998, ab 1998 Priester an verschiedenen Pfarreien in der Erzdiözese Freiburg.
Peter Hundertmark (geb. Finkbeiner) und Ambros Tremel, Pastoralreferenten
Pastorale Mitarbeiter
1984-1988 Pastoralreferent Winfried Semmler, Neuhofen und Altrip
1985-1991 Pastoralreferent Norbert Geis, (Stellenteilung 1985-1988 mit Semmler)
1991-2008 Gemeindereferent Bernhard Werner
2008- Pastoralreferent Manfred Heitz
Organisten
1966-1983 Maria Wunderlin
1980-2001 Günter Berlinghof
1993- Martin Karpinski
2001-2011 Walter Sattel
Konfessionsstatistik Altrip
Jahr | Einwohner | Protestanten | Katholiken | Sonstige |
1785 | 251 | 225 | 26 | 0 |
1802 | 235 | 206 | 29 | 0 |
1825 | 453 | 378 | 75 | 0 |
1830 | 462 | 397 | 65 | 0 |
1836 | 533 | 477 | 56 | 0 |
1849 | 691 | 610 | 81 | 0 |
1855 | 770 | 693 | 77 | 0 |
1863 | 790 | 743 | 47 | 0 |
1865 | 798 | 731 | 67 | 0 |
1871 | 919 | 853 | 66 | 0 |
1875 | 997 | 935 | 62 | 0 |
1880 | 1120 | 1050 | 70 | 0 |
1885 | 1213 | 1155 | 58 | 0 |
1890 | 1257 | 1197 | 60 | 0 |
1895 | 1295 | 1234 | 57 | 1 |
1900 | 1649 | 1514 | 131 | 4 |
1924 | 2845 | 2630 | 215 | 0 |
1930 | 2870 | 2600 | 270 | 0 |
1950 | 3683 | 22969 | 540 | 174 |
1968 | 5278 | 3829 | 1252 | 197 |
Quellen:
Ammerich, Hans, Das Bistum Speyer und seine Geschichte Bd. 1, 1997
Sattel, Walter, 450 Jahre Protestantische Kirchengemeinde Altrip, 2008
Cüppers, Heinz, Die Römer in Rheinland-Pfalz, 2002
Probst, Hansjörg, Neckarau von den Anfängen bis ins 18. Jahrhundert, 1988
Doll, Anton, Palatia sacra, Teil I, Band 5, 1992
Schneider, Reinhold, Altrip und seine Geschichte
Stamer, Ludwig, Kirchengeschichte der Pfalz, Band I
Wihr, Rudolf, Der Neue Hof, 1932
Maurer, Theodor und Kirsch, Dieter, Altrip, Porträt eines Dorfes1970
Oskar Poller, „Rheingönheimer Bürgerbuch 1518-1798) 1993
Jung, Hans und König, Irmgard, Die Einwohner von Maudach 1268-1875
Schäfer, Walter, „Rheingönheim – Damals und Heute – 1987
Schneider, Erich, Familien in Altrip 1651-1900, 1998
Mörz Stephan und Becker, Klaus Jürgen, Geschichte der Stadt Ludwigshafen Band I,2003
Kreuter, Karl, Maudach im Wandel der Zeiten, 1978
Baum, Dieter, Rheingönheim, von der Steinzeit in die Neuzeit, 1991
Schneider, Wolfgang, 50. Kirchenjubiläum der St.-Peter-und-Paul-Kirche Altrip in Heimatblatt Nummer 41 vom Dezember 2005
Pfarrchronik 1925-2010
Sach- und Wissensstand: November 2011
Autor:
Walter Sattel