Die alte und neue Orgel in St. Bonifatius Limburgerhof
Die erste Orgel, Geschenk der Jesuiten von Feldkirch
Die in den Jahren 1935 bis 1937 erbaute katholische Pfarrkirche St. Bonifatius besaß in den ersten Jahren ihres Bestehens nur ein für 400 Reichsmark erworbenes Harmonium.
Der Kirchenbau und die bald darauf erfolgte Anschaffung von 3 Glocken hatten alle finanziellen Mittel erschöpft, sodass an eine Orgel vorerst nicht gedacht werden konnte. Aber schon 1939 kam die Pfarrei überraschend schnell und billig - und dies ist ein Stück Zeitgeschichte - zu einer Orgel. Sie war ein Geschenk der Jesuiten von Feldkirch (Vorarlberg/Österreich), deren Gymnasium durch die nationalsozialistischen Machthaber beschlagnahmt worden war, um Reichfinanzschule zu werden. Die Jesuiten durften aber die Inneneinrichtung noch ausräumen. Die dortige, erst 1937 erneuerte Orgel sollte auf Wunsch ihres schweizerischen Stifters einer deutschen Diasporagemeinde geschenkt werden. Hiervon erfuhr Pfarrer Johannes Finck durch SJ Pater Alfred Delp, der über die Familie Magin aus Limburgerhof mit Pfarrer Finck bekannt geworden war und diesen mehrmals im Pfarrhaus besuchte (Pater Delp wurde später in einem Prozess vor dem Volksgerichtshof unter Vorsitz von Roland Freisler wegen Hoch- und Landesverrat verurteilt und am am 2. Februar 1945 hingerichtet). Pfarrer Finck reichte sofort ein Gesuch beim Provinzial der Jesuiten ein, das von Pater Delp unterstützt wurde und erhielt die Orgel zugesprochen. Am 18. August 1939 traf die Orgel in Limburgerhof ein. Mit dem Aufbau wurde Anfang Mai 1940 begonnen, wobei sie aus räumlichen Gründen teilweise umgestellt werden musste. Am Sonntag, dem 9. Juni 1940 wurde die Orgel geweiht. Auch von Kriegseinwirkungen blieb die Orgel nicht verschont, in der Nacht zum 6. September 1943 fiel eine Stabbrandbombe mitten in die Orgel. Es gelang Pfarrer Finck mit Hilfe einiger Jugendlicher den Brand zu löschen. Der entstandene Schaden wurde notdürftig behoben und die alte Orgel tat noch über 30 Jahre ihren Dienst.
Im Laufe der letzten Jahre traten immer häufiger unüberhörbare Mängel auf, die vor allem durch die ungünstige Verteilung des Orgelwerkes auf zwei unterschiedlich temperierte Räume bedingt waren.Als nach übereinstimmendem Urteil verschiedener Fachleute klar war, daß eine gründliche Überholung zwar mit hohen Kosten verbunden, aber dennoch keine Lösung auf Dauer sein würde, entschloss man sich im Jahre 1973 zur Anschaffung einer neuen Orgel.
Die neue Orgel seit 1977
Auf der Grundlage einer vom damaligen Domorganisten Leo Krämer getroffenen Registerauswahl (Disposition) für die neue Orgel holte man Anfang 1975 Angebote von fünf Orgelbauern ein und beauftragte im November des gleichen Jahres die Firma Haerpfer und Ermann in Boulay an der Mosel mit dem Bau der neuen Orgel. Die Kosten beliefen sich auf 143.000 DM. Am Tag der Orgelweihe war diese hohe Summe bereits durch rund 110.000 DM Spenden der Gläubigen und durch Zuschüsse des Bischöflichen Ordinariates Speyer und der politischen Gemeinde aufgebracht.
Die neue Orgel hat 1.709 Pfeifen, von denen die größte (Posaune) 4,50 mtr, die kleinste (Scharff) nur 1 cm mißt. Die Pfeifen sind in 24 Registern zusammengefasst; davon entfallen jeweils 9 Register auf Haupt- und Schwellwerk, 6 Register auf das Pedalwerk. Das Orgelgehäuse besteht aus massiver Eiche. Der Orgelprospekt wurde von Herrn Klaus Becker (Hamburg) entworfen. Am 16. Mai 1977 wurde mit den Aufbauarbeiten der Orgel begonnen. Diese war am 27. Mai abgeschlossen und am 22. Juni wurde die Feinabstimmung auf den Kirchenraum (Intonation) vorgenommen. Am 9. Juli 1977 wurde die neue Orgel von Domkapitular Johannes Maria Dörr geweiht.
Disposition (Klangaufbau) der neuen Orgel
Hauptwerk (1. Manual) | Schwellwerk (2. Manual) | Pedalwerk | |||||
Bourdon | 16′ | Salicional | 8′ | Subbaß | 16′ | ||
Principal | 8′ | Flöte | 8′ | Principal | 8′ | ||
Gedeckt | 8′ | Principal | 4′ | Flöte | 8′ | ||
Oktave | 4′ | Spillpfeife | 4′ | Choralbaß | 4′ | ||
Rohrflöte | 4′ | Principal | 2′ | Mixtur 4fach | 2 2/3′ | ||
Offenflöte | 2′ | Sesquialtera 2fach | Posaune | 16′ | |||
Mixtur 4fach | 1 1/3′ | Scharff 4fach | 1′ | ||||
Cornet 5fach | Fagott | 16′ | |||||
Trompete | 8′ | Oboe | 8′ |
Die Spieltraktur ist mechanisch, die Registratur elektrisch.
Die Orgel hat
- Schleifladen
- eine Manualkoppel
- zwei Pedalkoppel
- zwei freie Kombinationen
- ein Tutti
Gesamtpfeifenzahl 1.709